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Kampf den Prozenten

Neue Wege Drei Kampagnen gegen das Trinken

12.01.2009
2023-08-30T11:23:43.7200Z
3 Min

Kontrollierter Umgang mit Alkohol

PROJEKT: Das Verbot von Alkohol bringt nichts. Dieser Meinung sind die Organisatoren des Projektes "Kontrollierter Umgang mit Alkohol" (KomA) aus Niedersachsen, Landkreis Emsland. "Wie unser Name schon sagt, denken wir, dass wir nachhaltige Erfolge bei Jugendlichen nur erzielen können, in dem wir mit ihnen über die Gefahren von Alkohol sprechen", sagt der Sozialpädagoge Frank Surmann. Das Projekt wird von der kommunalen Jugendpflege und der katholischen Jugendarbeit des Landkreises getragen. Als Produkte entstanden zum Beispiel ein Plakat-Wettbewerb, eine Info-CD sowie die Teilnahme an Karnevalsumzügen. Im Rahmen von "KomA on Tour" beschäftigen sich Jugendgruppen mit Alkohol während Projekttagen und Veranstaltungen.

EINSCHÄTZUNG: Verbote verstärken oft nur den Reiz etwas auszuprobieren. Die vielseitigen Ideen der Organisatoren erreichen ein breites Spektrum von Jugendlichen. Glaubt man den Verantwortlichen, sind die Reaktionen auf das Projekt durchweg positiv: Deswegen ist das eigentlich bis zum vergangenen Jahr befristete Projekt um ein weiteres Jahr verlängert worden. 1.500 Jugendliche hätte das Projekt inzwischen erreicht, heißt es. "Uns ist aber klar, dass wir nicht gleich eine Änderung im Trinkverhalten, sondern eher eine Sensibilisierung herbeiführen", sagt Sprecher Frank Surmann.

Du bist stärker als Alkohol!

PROJEKT: Schlafend liegt ein Mädchen auf einem rosa Sofa, in der Hand eine Bierflasche. Und darunter: "Zu viel Alkohol macht dich sicher nicht zum Star des Abends!" Ausgedacht hat sich den Slogan eine Agentur im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, um Jugendliche vom Alkohol abzuhalten. Um ihnen zu zeigen, dass es auch ohne Bier geht. Auf einer Website und mit Werbung in Jugendzeitschriften macht das Projekt auf die Folgen von Alkoholkonsum aufmerksam.

EINSCHÄTZUNG: Das Projekt ist kreativ gestaltet. Fraglich jedoch ist, ob Werbesprüche und Plakate Jugendliche vom Trinken abhalten können. Nett gestaltet ist auch die Website: Dort kann man die Werbeplakate auch als Postkarten per E-Mail an Freunde schicken, Bildschirmschoner und Banner herunterladen. Nur Rezepte für alkoholfreie Cocktails klingen etwas zu stark nach einem Mama-Tip. "Du bist stärker als Alkohol" ist ein Projekt mit viel Potenzial.

Kein Alkohol für Kinder

PROJEKT: Acht Mitarbeiter des Projektes "Kein Alkohol für Kinder" (KAfKA) versuchen seit September 2008 Ladenbesitzer, Betreiber von Kneipen und Bars im Berliner Stadtteil Neukölln dazu zu überreden, kein Alkohol an Jugendliche zu verkaufen. "Wir erklären den Verkäufern, wie schädlich Alkohol bei Jugendlichen ist, verteilen Informationsmaterial und Aufkleber", sagt Klaus Czernachowsk, einer der Projektleiter. "Die Reaktionen auf unsere Einsatzbereitschaft sind durchweg positiv." Finanziert wird das Projekt vom Berliner Senat und dem Jobcenter Neukölln. Die Mitarbeiter sind ehemalige Arbeitslose, die von der Suchtpräventionsstelle auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden.

EINSCHÄTZUNG: Auf die Idee, Alkoholverkauf über Ladenbesitzer zu unterbinden, sind bisher nur wenige gekommen. KAfKA hat mit acht Mitarbeitern in einem Stadtbezirk eine hohe Effektivität und lässt auf Erfolge hoffen. Auch wenn die Ergebnisse einer ersten Studie noch nicht vorliegen, lässt sich jetzt schon sagen: Neue Wege lohnen. In Neukölln wurde eine Lücke im Kampf gegen den Alkohol unter Jugendlichen geschlossen.