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Angelesen : Angelesen

23.02.2009
2023-08-30T11:23:47.7200Z
2 Min

Die Bedeutung des Fernsehens der DDR für die gesamtdeutsche Fernsehkultur präsentieren Rüdiger Steinmetz und Reinhold Viehoff in ihrem Band "Deutsches Fernsehen Ost". Er enthält eine Programmdarstellung dieses abgeschlossenen Kapitels deutscher Fernsehgeschichte von den Anfängen 1952 bis zum Sendeschluss 1991.

Die Autoren analysieren das DDR-Fernsehen in seiner Funktion als Unterhaltungs-, Informations- und Herrschaftsmedium und zeigen Selbst-, Fremd- und Feindbilder auf. Im Zentrum stehen interne Entwicklungen in allen Sparten. Ausführlich behandelt werden Familienserien, Sport, Show und Unterhaltung, heitere Dramatik im Fernsehtheater, Literaturverfilmung, Dokumentarfilm, fiktionale Geschichtssendungen und Kinderfernsehen. Trotz des Umfangs ist nicht alles vollständig erfasst, so fällt zum Beispiel bei einer Durchsicht des Personenregisters auf, dass die prägende Dramaturgin Aenne Keller nicht erwähnt ist und auch nicht Rosemarie Wintgen, die früher beim Deutschen Fernsehfunk historische Dokudramen betreute und heute das Filmressort beim RBB leitet.

Rüdiger Steinmetz, Reinhold Viehoff (Hg):

Deutsches Fernsehen Ost.

Verlag Berlin-Brandenburg; Berlin 2008; 607 S., 39,90 €

"Was einst Kolonie war, wird Herr über Europa", sprach der Philosoph Karl Jaspers 1946. Soweit ist es noch nicht. Aber der weltwirtschaftliche Wandel von heute lässt ehemalige Kolonisierer mehr und mehr wie Kolonisierte erscheinen. Vor allem die Chinesen und Inder haben aus den Expansionslehren ihrer einstigen "Herren" gelernt und drehen den Spieß nun um.

Ganz so weit geht der Globalisierungshistoriker Sebastian Conrad in seiner exzellenten Analyse der "Deutschen Kolonialgeschichte" zwar nicht. Dass es statt ausschließlicher Dominanz oder Hegemonie auch "zahlreiche Wechselbeziehungen und Austauschverhältnisse" zwischen beiden Seiten gab, steht für ihn fest. Obgleich Deutschland nur 30 Jahre lang in relativ wenigen Gebieten Afrikas, Asiens und des Pazifiks herrschte, beweist Conrad, wie nachhaltig sich koloniale Denkmuster in die deutschen Köpfe eingebrannt hat. Ebenso systematisch zeigt er aber auch, wie widersprüchlich die Herrschaftsverhältnisse in den "Schutzgebieten" aussahen. Eine klügere und kompaktere Einführung zu diesem Thema kann man sich derzeit kaum wünschen.

Sebastian Conrad:

Deutsche Kolonialgeschichte.

Verlag C. H. Beck, München 2008; 128 S., 7,90 €