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FÜNF FRAGEN ZUM: PRIVATFERNSEHEN

23.02.2009
2023-08-30T11:23:47.7200Z
2 Min

RTL-Gründer Helmut Thoma hat einmal übers Privatfernsehen gesagt: "Im Seichten kann man nicht ertrinken." Tummeln sich die Privaten immer noch im Nichtschwimmerbecken?

Erkennbar nicht. Es ist eine Besonderheit des deutschen Zweisäulenmodells, dass bislang die Öffentlich-Rechtlichen Politik und Zeitgeschehen im Programm hatten. Die Privaten hingegen machen nichts - mit Ausnahme von Nachrichtenredaktionen, mitunter sehr dürren wie bei Sat.1. Diese seltsame Teilung in Deutschland scheint jetzt zu enden. Die Privaten verlieren ihre Scheu vor diesen Themen. Gleichzeitig haben ARD und ZDF erhebliche Probleme, erfolgreich Unterhaltung zu bieten.

Verschwimmen so die Grenzen von Öffentlich-Rechtlichen und Privaten?

Kommerziell heißt nicht niveaulos, öffentlich-rechtlich nicht hochbegabt. Wenn im ARD-Vorabendprogramm stillgelegte Versager von ProSieben à la Bruce Darnell herumkaspern dürfen, wir bei RTL wiederum ein sozialpolitisches Thema wie Überschuldung als Unterhaltungsformat auflegen können, sind alle Etiketten längst überholt.

Sie waren Moderator bei den Öffentlich-Rechtlichen, jetzt sind Sie als Produzent vor allem für die Privaten tätig. Ihre Sendung mit RTL-Schuldnerberater Zwegat wurde für den Grimme-Preis ausgewählt. Retten Sie das Niveau der Privaten?

Die Versuchung mit Ja zu antworten ist groß. Natürlich nicht! Vielmehr belegt der Erfolg der Supernanny und des Schuldnerberaters, dass sich das Publikum der Privaten sehr wohl für die soziale Realität und für entsprechende Dokumentationen und Reportagen interessiert. Das war vorher nicht klar. Wir arbeiten jetzt an der Doku-Soap der nächsten Generation: Themen so abzubilden, dass es auch die erreicht, die es auch wirklich betrifft.

An welche Formate und Inhalte denken Sie für das Fernsehen der Zukunft?

Der sehr kurz amtierende RTL-Chef Marc Conrad hatte in seinem Antrittsinterview gesagt, Politik ist der Sex der Zukunft. Peter Zwegat ist ein bisschen die Antwort des Fernsehens auf die Montagsdemos oder auf die Agenda-Politik. Die Politik zerlegt den Sozialstaat und dann kommt Väterchen Sozialstaat in Gestalt von Peter Zwegat und sagt: "Moment, da müssen wir mal drüber reden".

Ist die Freude am Probieren in Krisenzeiten geschwächt?

Ich war von 1982 bis 1997 beim WDR. In der Zeit haben wir mit "ZAK", "Privatfernsehen" und einer Late-Night-Show drei, vier Formate entwickeln dürfen. Seit 1996 leite ich mein Unternehmen. In der Zeit haben wir 50 Formate entwickelt. In der Not wird es niemandem helfen, den Sendebetrieb einzustellen. Davon werden die Werbeeinnahmen und Gebühren auch nicht steigen. Gerade jetzt sind Ideen gefragt.

Die Fragen stellte

Grace Pönitz.