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Olympische Spiele als Förderkonzept

SPITZENSPORT Nach Expertenmeinung braucht es mehr als nur Geld für den Erfolg

30.03.2009
2023-08-30T11:23:51.7200Z
2 Min

Endlich einmal ging es nicht nur ums Geld. Nein - bei Förderkonzepten für den Spitzensport ist nach Expertenansicht nicht die investierte Summe der Erfolgsgarant. Vielmehr müsse ein erfolgversprechendes Konzept aus mehreren Säulen bestehen, wie die Professorin Veerle de Bosscher von der Universität Brüssel vor dem Sportausschuss am 25. März erläuterte. Neben der finanziellen Unterstützung gehöre Talentförderung, Trainerausbildung und sportwissenschaftliche Forschung dazu. Als Beispiel führte sie Kanada und Großbritannien an. Die beiden Nationen hätten die größten Leistungssprünge zu verzeichnen, obwohl sie entsprechend einer von de Bosscher erstellten Studie bei den Investitionen nicht an der Spitze gelegen hätten.

Nun sind die beiden Nationen Ausrichter der kommenden Olympischen Spiele. Ein Zufall? Nicht aus Sicht von Michael Vesper, Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes. "Das beste Förderprogramm besteht in der Ausrichtung der Olympischen Spiele." Auch die Erfolge Chinas würden diesen Eindruck unterstützen. Nur ist leider Deutschland in absehbarer Zeit nicht als Ausrichter vorgesehen. Was tun? Die Belgierin de Bosscher empfiehlt einen Blick nach Norwegen. Laut ihrer Studie liege das Land in allen untersuchten Kategorien über dem Durchschnitt, obwohl es unterdurchschnittlich viel Geld ausgebe. Das, so die Professorin, könne auch für Deutschland ein Beispiel sein, wie man "preiswert zu Erfolgen kommen kann".

Die derzeitigen Probleme bei der deutschen Spitzensportförderung sieht Rainer Hipp, Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes Baden-Württemberg, in der "fehlenden zentralen Steuerung". "Jeder Landesverband macht im Grunde was er will", kritisierte Hipp. Daran änderten auch die abgeschlossenen Zielvereinbarungen nichts. Selbst bei Olympiastützpunkten sorge das föderale System für "Konkurrenz statt Zusammenarbeit". Probleme gebe es auch beim Thema "Duale Karriere" von Spitzenathleten. Hipp erwähnte den Fall zweier Hockeynationalspielerinnen, die von einem Turnier in Australien zurück nach Heidelberg reisen mussten, um dort eine von ihrem Professor anberaumte Prüfung abzulegen. Und das, obwohl es eine Vereinbarung zwischen Sportverband und Universität gegeben habe.

Frankreich als Vorbild

Auch Marcel Fahrner von der Universität Tübingen kann bei den Hochschulen derzeit "keinen Bewusstseinswandel hin zur Unterstützung des Leistungssports" erkennen. Viel zu oft sei der studierende Athlet vom Wohlwollen seines Professors abhängig. Zwar sei das System der USA, wo jeder, der nur lange genug das Uni-Team erfolgreich vertreten hat, seinen Abschluss bekomme, nicht erstrebenswert, doch mache Frankreich vor, wie es gehen könne. Dort gebe es laut Fahrner eine "systematische Unterstützung für Athleten", die auch das Verschieben von Prüfungen möglich mache.