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Angelesen : Angelesen

11.05.2009
2023-08-30T11:23:56.7200Z
2 Min

Kein Zweifel: Dieser Band ist ein parteiisches Werk, bei Bürgerrechtsverbänden als Herausgebern ist das auch nicht verwunderlich. In erster Linie ist er aber ein nüchternes Sachbuch: Die fachlich ausgewiesenen Autoren, meist Wissenschaftler, analysieren die mehr als 70 Gesetze, die seit dem 11. September 2001 unter der Ägide der Terrorbekämpfung verabschiedet wurden. Rasterfahndungen, Vorratsdatenspeicherung, Anti-Terror-Datei, biometrische Daten, Luftsicherheitsgesetz - der Bürger verliert da schon mal den Überblick.

Getrennt von diesem Informationsteil sind die Kommentare, die am spannendsten zu lesen sind, wenn sie die Auswirkungen all dieser Regelungen auf die Alltagsfreiheit beleuchten: Die für ein halbes Jahr erfassten Telefon- und Internetverbindungsdaten lassen Rückschlüsse auf das Berufs-, Privat- und Intimleben zu, Überwachungskameras nehmen tagtäglich Millionen ins Visier, Rasterfahndungen treffen große Bevölkerungsgruppen. Man mag einwenden, der Aspekt der Terrorbekämpfung komme zu kurz. Doch den Herausgebern geht es nun mal um die Verteidigung der Bürgerrechte.

Gustav-Heinemann-Initiative & Humanistische Union (Hg):

Graubuch Innere Sicherheit.

Verlag Books on Demand, Norderstedt 2009; 237 S., 14 €

Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken! Erich Kästners Mahnung trifft auf dieses Buch allemal zu. Erst führen Investment-Banker ahnungslose aber renditehungrige Banker sowie gutgläubige Privatanleger mit trickreichen Derivate-Konstrukten über den Tisch und lösen eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Und dann schreibt eine von ihnen, Anne T., ein Insiderbuch über diese Machenschaften und verdient daran noch mal.

Die Autorin bedient jene Klischees, die man geahnt hat, aber doch eigentlich nicht wahrhaben will: Die feinen Banker haben gelogen, betrogen, wilde Sexparties veranstaltet und sich über dumme Hartz-IV-Empfänger belustigt. Was allein zählte waren die millionenschweren Boni und der Kick, Bankenvorständen faule Finanzprodukte angedreht zu haben. Das alles liest sich wie ein schlechter Roman und ist auch so geschrieben. Aber wahr dürfte die illusionslose Quintessenz sein, die Anne T. zieht: Bereits heute basteln Investment-Jongleure an der nächsten Generation von faulen Wertpapieren. Die nächste Finanzblase platz bestimmt.

Anne T.:

Die Gier war grenzenlos. Eine deutsche Börsenhändlerin packt aus.

Econ Verlag, Berlin 2009, 240 S., 18 €