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Kurz rezensiert : Angelesen

13.07.2009
2023-08-30T11:24:03.7200Z
2 Min

Sein Name ist den meisten Deutschen kein Begriff - zu Unrecht. Am 8. November 1939, zwei Monate nach dem Überfall Deutschlands auf Polen, versuchte der Schreiner Georg Elser im Alleingang Adolf Hitler zu töten. Mit einer selbstgebauten Bombe im Münchner Bürgerbräukeller. Das Attentat misslang, weil Hitler die Veranstaltung zum Jahrestag seines gescheiterten Putschversuchs von 1923 13 Minuten früher verlassen hatte. Am 9. April 1945 wurde der 42-jährige Elser auf Befehl Hitlers im KZ Dachau erschossen.

Der Historiker Peter Steinbach und der Politologe Johannes Tuchel von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand haben ein ausführliches, aufwändig gestaltetes und reichhaltig bebildertes Lebensbild des HitlerAttentäters vorgelegt. Ein umfangreicher Dokumententeil beinhaltet unter anderem das komplette Protokoll der Vernehmung Elsers durch die Gestapo. Der empfehlenswerte Band erschien anlässlich der Enthüllung einer Georg-Elser-Büste auf der Berliner "Straße der Erinnerung" am Spreeufer im September 2008.

Peter Steinbach, Johannes Tuchel:

Georg Elser.

be.bra Verlag, Berlin 2008; 270 S., 32 €

Wissen wir nicht bereits alles über die Widerständler des Dritten Reichs? Über ihre Motive, ihre Pläne und ihr Schicksal ist hinlänglich geforscht und geschrieben worden. Dennoch wissen wir nur wenig über die letzten Tage, Wochen und Monate, die einige von ihnen auf ihre Hinrichtung warten mussten. Aus den Erinnerungen überlebender Todeskandidaten ist uns manches, aus der Feder eines Exekutierten selten etwas bekannt. Helmuth James von Moltkes Tagebuch und Briefe aus seiner Haft in den Folterkellern der Gestapo und dem KZ Ravensbrück zählen zu der letzteren Kategorie. Sie zeugen eindrücklich davon, wie man im Angesicht des Todes seine Würde bewahren und seine Ängste besiegen kann.

Regelmäßige Bibellektüre, "Spaziergänge" in der Zelle sowie die Briefe und Besuche seiner Frau schützten ihn vor Resignation und Vereinsamung. So erfahren wir in dieser kenntnisreich kommentierten Edition nicht nur vieles über Moltkes emotionale und intellektuelle Überlebensstrategien, sondern dank des unzensierten Tagebuchs auch unbekannte Details über den Alltag eines durchaus privilegierten, aber psychisch dennoch drangsalierten Häftlings.

Helmuth James von Moltke:

Im Land der Gottlosen. Tagebuch und Briefe aus der Haft 1944/45.

Verlag C. H. Beck, München 2009; 350 S., 24,90 €