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Kurz rezensiert : Kurz rezensiert

27.07.2009
2023-08-30T11:24:03.7200Z
3 Min

Die Idee verspricht vergnüglichen Lesestoff: Die TV-Moderatorin Maybrit Illner und der Journalist Hajo Schumacher haben Politiker aufgefordert, ihre Meinung über jene zu Papier zu bringen, von denen sie selbst Tag ein, Tag aus beschrieben und bewertet werden: die Journalisten. Gefolgt sind dem Aufruf 25 Politiker, deren An- und Einsichten nun nachzulesen sind. Unter ihnen so prominente wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), FDP-Parteichef Guido Westerwelle, der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth, Parteichef Gregor Gysi von der Linken oder Thüringens christdemokratischer Ministerpräsident Dieter Althaus.

Manche haben sich an prominenten Journalisten wie dem "Bild"-Kolumnisten Franz Josef Wagner oder dem "Stern"-Kommentator Hans-Ulrich Jörges abgearbeitet. Andere, wie die Abgeordnete Julia Klöckner, selbst gelernte Journalistin, schrieb dann doch lieber sehr allgemein über die Zunft.

Die Beiträge schwanken zwischen pointiert, fundiert und gähnend langweilig. So frech, wie es der Buchtitel "Schmierfinken" verspricht, ist der Band nicht ausgefallen.

Maybrit Illner, Hajo Schumacher (Hg.):

Schmierfinken. Politiker über Journalisten.

Heyne Verlag, München 2009; 183 S., 7,95 €

Berlin, so wird immer mal wieder gespöttelt, sei nach Istanbul und Ankara die drittgrößte türkische Stadt. Das stimmt zwar nicht, aber der flotte Spruch macht deutlich, welche große Bedeutung die Menschen türkischer Herkunft für die Hauptstadt haben. Fakt ist: In keiner deutschen Stadt leben so viele Türken wie in Berlin. Im Jahr 2007 waren es 115.000 Menschen mit türkischem Pass. Hinzu kommen 70.000 eingebürgerte Deutsche. Allein die Zahlen rechtfertigt eine ausführlichere Beschäftigung mit ihnen. Die in Berlin lebende Autorin Hilke Gerdes hat nun ein informatives Porträt ihrer Mitbürger und deren Lebensrealität vorgelegt.

Gerdes schreibt nicht nur über jene seit den 1960er Jahren zunächst als Gastarbeiter zugewanderten Türken, sondern auch über deren osmanischen Vorfahren, die bereits zu Zeiten Friedrich des Großen in der preußischen Metropole verkehrten und über die wechselhaften deutsch-türkischen Beziehungen seit dem 18. Jahhrundert.

Ein zusätzliches Adressen-Register ermöglicht es, selbst eine Reise durch die türkische Gemeinde Berlins anzutreten.

Hilke Gerdes:

Türken in Berlin.

be.bra Verlag, Berlin 2009; 223 S., 16 €

Denkt der Deutsche an Recht und Gesetz, so geht er stets davon aus, dies auch in einer verschriftlichten und einer verbindlichen Form vorzufinden. So fallen in Diskussionen über den Islam gerne Sätze wie: "Das steht so im Koran" oder "Das steht so in der Scharia". Doch weder gibt es "das" islamische Recht, noch ist es kodifiziert. Mathias Rohe, Jurist und Islamwissenschaftler, räumt in seinem umfassenden und fundierten Buch mit so manchem Vorurteil über das islamische Recht auf, das in westlichen Ländern sehr gerne mit drakonischen und gegen die Menschenrechte verstoßenden Strafen in Verbindung gebracht wird. Doch das islamische Recht hat deutlich mehr zu bieten, regelt neben Ehe- und Familienangelegenheiten beispielsweise auch Fragen des Vertrags- und Wirtschaftsrechts, des Gesellschafts- und Völkerrechts.

Das anspruchsvolle Werk führt durch die Entstehungsgeschichte und die Quellen des islamischen Rechtssystems, benennt grundlegende Unterschiede zwischen sunnitischen und schiitischen Interpretationen, und zeigt, wie unterschiedlich sich die Praxis der Rechtsfindung in den muslimischen Ländern, aber auch in Indien, Deutschland und Kanada darstellt.

Mathias Rohe:

Das islamische Recht. Geschichte und Gegenwart.

Verlag C.H. Beck, München 2009; 606 S., 39,90 €