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Kurz rezensiert : Angelesen

26.10.2009
2023-08-30T11:24:11.7200Z
2 Min

Nachdem Barack Obama mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, verwundert es auch nicht mehr, seinen Namen in diesem Buch zu finden. Der Historiker Kai Brodersen hat die Antrittsrede des amerikanischen Präsidenten in die Neuauflage von "I have a dream" aufgenommen. Dort steht Obama nun in einer Reihe mit so schillernden Figuren wie Perikles, Martin Luther und Winston Churchill.

15 Reden von der Antike bis in die Neuzeit präsentieren die Autoren des Sammelbandes, stellen sie in ihren historischen Kontext und erläuteren, warum sie als "groß" gelten. Der Band liefert durch seine begrenzte Auswahl an Reden keinen erschöpfenden Überblick, und über die ein oder andere ließe sich streiten. Aber die Lektüre veranschaulicht, welch große Bedeutung den rhetorischen Fähigkeiten eines Politikers, Staatsmannes oder Denkers zukommt. Dies gilt natürlich auch im negativen Sinn, wie das Beispiel der Rede von Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast zeigt, als er die aufgeputschen Zuhörer auf den "totalen Krieg" einschwor.

Kai Brodersen (Hg.):

I have a dream. Große Reden von Perikles bis Barack Obama.

Primus Verlag, Darmstadt 2009; 221 S., 16,90 €

Allenfalls ein Zehntel des Buches "Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende" von Joachim Jauer handelt wirklich davon, ob Christen den Zusammenruch des ehemaligen Ostblocks beeinflusst haben. Irgendwo steht, der gewaltlose Protest in der DDR sei "christlich inspiriert" gewesen. An anderer Stelle ist zu lesen, der "Aufbruch zur deutschen Einheit" sei von zwei Kirchen in Budapest und Leipzig "ausgegangen". Schlüssig belegt sind diese Hypothesen nirgends. Dass mutige Christen als Wegbereiter dabei waren, ist unbestreitbar. Aber dass der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow und der polnische Papst Karol Wojtila zeitweise parallel den Umbau zur Demokratie anschoben, reicht nicht aus, um die beim Leser erweckte Erwartung zu erfüllen. Abgesehen davon bieten die reportageartigen Beobachtungen und Darstellungen eines der kenntnisreichsten journalistischen Zeitzeugen der Umbrüche in Osteuropa jedoch einen runden Rückblick auf die dramatischen Ereignisse Ende der 1980er Jahre. Joachim Jauer war auf allen Schauplätzen dabei und hat seine Erlebnisse und die erstaunlichen Wandlungsprozesse mit feinem Sinn für das Besondere beschrieben.

Joachim Jauer:

Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende.

Verlag Herder, Freiburg 2009; 344 S., 19,95 €