Piwik Webtracking Image

DigitalbibliothekenGastkommentar : Blankes Entsetzen

11.01.2010
2023-08-30T11:25:44.7200Z
1 Min

Wenn es um die Digitalisierung von Büchern geht, herrscht im Kulturbetrieb blankes Entsetzen. Der Internetgigant Google hat sich zu einer regelrechten bête noire entwickelt. Die Verlage fürchten Googles Monopol, Autoren um ihre Rechte, Leitartikler um die Buchkultur und der Staatsminister fordert Gesetze. Das Widerstreben gegen Googles aggressives Vorgehen ist verständlich, nicht aber das gegen die Digitalisierung der Bücher generell. Keine andere Technologie hat bisher so vielen Menschen den Zugang zu Wissen so leicht gemacht. Natürlich gibt eine eingescannte Datei wenig her im Vergleich zur gedruckten Originalausgabe. Aber ein Taschenbuch ist auch nicht so erhaben wie ein mittelalterlicher Kodex. Die Demokratisierung von Wissen war einst das vornehmste Anliegen der Aufklärung. Wenn die Kulturindustrie ihre Verwertungsinteressen verteidigt, ist dies nicht gleichzusetzen mit dem öffentlichen Interesse. Dieses verlangt nach einer digitalen Bibliothek, doch bisher wurde ein solches Projekt nur von der EU betrieben: die Europeana. Sie ist seit einem Jahr online und noch nicht wirklich vorzeigbar: Die EU will die Europeana ausbauen und in den nächsten Monaten Millionen von Werken einscannen, die Bundesregierung zieht mit und hat im vergangenen Dezember die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) aus der Taufe gehoben, die Mitte 2011 in den Probebetrieb gehen soll. Googles Zugriff auf Bücher wird nicht nur vor New Yorker Gerichten verhindert, sondern auch in Europas Bibliotheken.