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Schutz vor dem Terror

SICHERHEIT Branche fürchtet zu hohe Standards

12.04.2010
2023-08-30T11:25:53.7200Z
3 Min

Wer fliegen will, muss sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 intensiven Sicherheitsprüfungen unterziehen. Das mag nicht immer angenehm sein, ist aber unumgänglich geworden. Doch wie sieht es mit der Sicherheit im Gütertransport aus? Wie bewachen Industrie und Staatengemeinschaft ihre Güter und Lieferketten, um sich vor Anschlägen zu schützen?

"Wirksamer Terrorschutz ist notwendig und sinnvoll. Die konkreten Maßnahmen müssen aber so gestaltet werden, dass Fahrzeuge und Logistikketten nicht gefährdet sind und gleichzeitig der freie Warenverkehr in der Europäische Union weiter stattfinden kann. Die zuverlässige und bezahlbare Versorgung der Bürger muss auch in Zukunft gewährleistet bleiben", bringt Thomas Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums, die Sachlage auf den Punkt.

Zahlreiche Vorschriften

Neben den Sicherheitsvorkehrungen der Unternehmen, die sich gegen Diebstahl und Beschädigung schützen, hat die EU zahlreiche Sicherheitsvorschriften erlassen. Europa will so seine Außengrenzen absichern, auch gegen Terrorangriffe. In der Luftfracht werden unter anderem manuelle Kontrollen der Frachtpaletten durchgeführt, sobald diese eine gewisse Größe überschreiten, um eventuell in der Ladung versteckte Terroristen aufzuspüren. Für alle Unternehmen gelten strenge Sicherheitsauflagen, die aber auch hohe Kosten nach sich ziehen.

Die Europäische Kommission wollte die bereits vorhandenen Sicherheitsvorschriften mit pauschalen Auflagen nochmals verschärfen. Zwischen einem Lebensmitteltransport oder einer Lieferung von hochsensiblen Produkten wurde kein Unterschied gemacht. Demnach hätte auch ein ganz normaler Supermarkt oder ein Getränkehandel mitten in der Stadt im Extremfall sein Lager und Lieferantenparkplatz mit meterhohen Zäunen schützen und von Kundenparkplätzen trennen müssen. Kritik an diesen pauschalen Maßnahmen kam von Wirtschaftsvertretern und Verbänden. Stattdessen sollten nach ihrer Meinung das mögliche individuelle Risiko einer Transportkette oder eines Unternehmens abgeschätzt und entsprechende Vorsorgemaß-nahmen getroffen werden.

Nach Schätzung der EU-Kommission belaufen sich die Kosten für die pauschale Absicherung aller Gütertransporte in Europa zur vorbeugenden Terrorismusabwehr auf rund 61,3 Milliarden Euro bei Einführung, jährliche Folgekosten auf 47,9 Milliarden Euro. "Was wir nicht brauchen, sind übermäßige Belastungen durch parallele Sicherheitssysteme oder unverhältnismäßige Eingriffe in den Betriebsablauf. Anstatt immer neue Vorschriften zu erlassen, die beispielsweise kostenträchtige Zaunhöhen oder Mitarbeiter-Checks beinhalten, müssten sich die Staaten auf international anerkannte Sicherheitsstandards und Prädikate für Unternehmen einigen", meint Hailer. "Nur so kann ein sicherer und bezahlbarer Welthandel aufrecht erhalten werden."

Druck kommt aber auch aus den Vereinigten Staaten. Bei Importen möchte die US-Regierung noch striktere Sicherheitskontrollen der gelieferten Waren. Schon heute kontrollieren US-Zollbeamte die Sicherheitsmaßnahmen direkt in deutschen Un-ternehmen und haben damit auch Zugriff auf sensible Daten. Ab 1. Juli 2012 wollen die USA alle Container in den Ausgangshäfen der Welt durchleuchten lassen, ehe sie in das Land verschifft werden. Die Kosten hierzu müssten die Heimathäfen tragen.

Hailer ist damit nicht zufrieden: "Dadurch steigen die direkten Transportkosten um etwa zehn Prozent und damit auch die Produktpreise für den Verbraucher. Außerdem ist die vollständige Durchleuchtung aller Container technisch und räumlich kaum machbar. Entsprechende Tests in Häfen sind negativ ausgefallen."