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Der Container denkt mit

RFID Mit neuer Technik wird die Fracht lückenlos überwacht

12.04.2010
2023-08-30T11:25:53.7200Z
3 Min

Ein Stau, ein Verkehrsunfall, eine Baustelle: Irgendetwas kommt immer dazwischen, wenn ein Lkw Ware von A nach B transportiert. Früher brachte dies Logistikexperten zum Verzweifeln, weil faktisch niemand wusste, was während eines Transportes wirklich passierte. Heute ist die lückenlose Überwachung einer Fracht problemlos möglich - dank technischer Neuentwicklungen wie RFID (Radio Frequency Identification), Satellitennavigation per GPS und Funknetze wie GSM.

Der aktuelle Standpunkt lässt sich jederzeit im Internet mithilfe einer Landkartensoftware oder telefonisch über eine vollautomatische Sprachapplikation abfragen. Mehr noch: Intelligente Sensoriksysteme sind in der Lage, den Inhalt einer Lieferung qualitativ zu überwachen, also aktuelle Daten wie Temperatur, Druckbelastungen, Luftfeuchtigkeit oder Vibration zu messen. Funkmodule übermitteln die gewonnenen Informationen an eine zentrale Leitstelle.

Entwickelt werden solche ausgeklügelten Systeme von Spezialisten - zum Beispiel am Fraunhofer Institut Magdeburg (IFF), im so genannten "LogMotionLab". Professor Michael Schenk, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, beschreibt: "Das LogMotionLab ist das führende Test- und Entwicklungslabor für RFID-, Auti-ID, und Telematikanwendungen in Europa. Die zahlreichen Besucher, sie kommen überwiegend aus der Industrie, bescheinigen uns immer wieder dessen Vielseitigkeit." Nirgendwo fänden sich so viele unterschiedliche Systeme in den unterschiedlichsten Beispielanwendungen.

Im Mittelpunkt der Arbeit steht angewandte Forschung: Hochtechnologie wird auf praxisnahen Anwendungen abgeklopft und weiterentwickelt. Helmut Röben, Leiter des LogMotionLab, erläutert die Ar-beitsweise: "Wir analysieren Logistikprozesse bei Kunden und entwerfen praxistaugliche Lösungen für spezielle technische Herausforderungen."

Mittels mobiler Teststationen können die 30 Wissenschaftler in realer Umgebung überprüfen, wie der Einsatz von RFID die Logistik transparenter, flexibler und effizienter macht. Das Labor bietet zudem mit neuesten Technologien eine Testumgebung, um die Zuverlässigkeit von RFID-Lösungen unter verschiedenen physikalischen und organisatorischen Bedingungen zu prüfen.

Integrierte Antennen

Mit eigenen Entwicklungen forciert das LogMotionLab die Modernisierung von Logistikprozessen. Dazu zählt die IFF-Smart Box - eine Art "denkender" Transportcontainer, der ein durchgängiges Nachverfolgen der Ware bis zur Abgabe ermöglicht oder mit dem sich besondere gesetzliche Anforderungen wie eine geschlossene Kühlkette erfüllen lassen. Mittels integrierter RFID-Antennen und eines Lesegerätes auf Funkbasis ist der Container in der Lage, jedes Packstück beim Zu- und Entladen zu erkennen und die Information in einer Datenbank zu speichern. Voraussetzung dafür: Jedes Pack-stück muss mit einem speziellen Funk-Kommunikationsgerät (RFID-Transponder) ausgestattet sein, mit dem es sich genau lokalisieren lässt. Erst dann können sich der Behälter und sein Inhalt "unterhalten" und lassen sich Inventurergebnisse abgleichen. Auch bei Einzelstücken, die lose im Behälter liegen, arbeiten die Sensoren im Inneren sicher bei deren Erkennung. Erreicht wird eine Lesequote von unschlagbaren 100 Prozent.

In ihrer Arbeit konzentrieren sich die Magdeburger Forscher auf schwierige Logistikbereiche, in denen bislang eine Transportüberwachung kaum oder gar nicht möglich war - zum Beispiel, wenn Sensoren und RFID-Chips in rauen Umgebungen funktionieren sollen. Grosse Hitze und Eiseskälte, Staub und Öl-Verschmutzungen fordern den sensiblen Elektronikteilchen einiges ab. "Für viele, auch schwierige Themen, lässt sich meistens eine technische Lösung finden", ist die Erfahrung von Wirtschaftsingenieur Helmut Röben. "Die Frage ist allerdings, ob sich das letztlich betriebswirtschaftlich rechnet."

Mit spitzem Stift

Nach den Kosten erkundigen sich die Unternehmen oft als erstes, wenn sie beim IFF Magdeburg ihr logistisches Problem schildern. Röben sagt: "Je nachdem, wie komplex oder anspruchsvoll ein System ausgelegt ist, kann ein einzelner RFID-Tag 1 bis 5 Cent oder auch mehr als 10 Euro kosten." Dann muss mit dem spitzen Stift gerechnet werden, welche Einsparungen sich noch erzielen lassen. Und siehe da: "Manchmal lohnen sich dann auch Systeme, die zunächst teuer erschienen."

Die Magdeburger Wissenschaftler denken nicht nur grundsätzlich und genau, sondern forschen auch an Logistikprozessen der Zukunft. Ein Beispiel ist der Warentransport auf der Strasse: Hohe Schadstoffbelastungen und der drohende Verkehrsinfarkt, mitverursacht durch unnötige Lkw-Transporte, lassen die Forderungen nach verbesserten Prozessen lauter werden. Zu den Visionen für die "Stadt der Zukunft" gehören computergestützte Logistikleitzentralen, die Warenströme mit weitgehend automatisierten Prozessen steuern. Forschungslabore wie das LogMotionLab liefern dazu die technischen Lösungen.