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Historie im Portemonnaie

Geld Von Bankern, Spekulanten und Finanzcrashs

10.05.2010
2023-08-30T11:25:55.7200Z
2 Min

Ich glaube, Geld ist die Quelle - oder besser der Geburtshelfer - beinahe allen Fortschritts in der Geschichte." Diese Überzeugung des Havard-Historikers Niall Ferguson klingt eigentlich nur wie die akademische Übersetzung für den alten Liza-Minelli-Song "Money makes the world go round". Und nicht erst nach der globalen Finanzkrise im vergangenen Jahr und der gerade geschnürten milliardenschweren EU-Hilfen für Griechenland ließe sich unken, dass Geld eben auch der Geburtshelfer jedes Kollapses ist.

Doch obwohl das "liebe Geld" die Existenz der Menschen weltweit bestimmt, bleiben für den Durchschnittsbürger die Mechanismen der internationalen Finanzmärkte eher ein Buch mit sieben Siegeln. Um so erfreuter greift der Laie auf Bücher zurück, die verständliche Erklärungen versprechen - etwa auf den Titel "Geld macht Geschichte", den die "Spiegel"-Redakteure Alexander Jung, Dietmar Pieper und Rainer Traub herausgegeben haben. Zusammen mit Kollegen und und renommierten Wissenschaftlern wie Paul Nolte, Werner Plumpe und Michael C. Burda erzählen sie die spannende Geschichte des Kapitals seit dem Mittelalter - vom Aufstieg der Bankhäuser der Medici und Fugger über die industrielle Revolution bis zum Absturz von Lehman Brothers und Hypo Real Estate. Und siehe da: Spekulanten, Geldverleiher und Glücksritter bestimmen nicht erst in der Neuzeit über das Wohl ganzer Völker und Nationen. Auch die Französische Revolution hat ihre Ursachen nicht allein im Streben nach Freiheit, Gleicheit und Brüderlichkeit. Warum die Macher des Buches nun allerdings ausgerechnet der Europäischen Währungsunion kein eigenes Kapitel gegönnt haben, lässt den Leser etwas ratlos zurück.

Ratlos wird so mancher Leser aber aus einem anderen Grund bleiben. Auch wenn sich die Autoren der einzelnen Beiträge sichtbar Mühe gegeben haben, die komplexe Materie verständlich darzureichen, stellt dann doch immer wieder das Fachvokabular eine hohe Hürde für ein tieferes Verständis der Zusammenhänge dar. Ein Glossar wäre da sehr hilfreich gewesen. Völlig zu Recht mahnt Niall Ferguson deshalb auch an, dass das Wissen über die Finanzgeschichte zu wichtig sei, "um es Spezialisten wie mir zu überlassen. Aber leider sind die typischen Leser finanzhistorischer Literatur pensionierte Banker."

Alexander Jung, Dietmar Pieper, Rainer Traub (Hg.):

Geld macht Geschichte.

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2010; 288 S., 19,95 €