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Streit um Humboldt-Forum

Kultur Mehrheit im Ausschuss will früheren Baubeginn

14.06.2010
2023-08-30T11:25:58.7200Z
3 Min

Die Bundesregierung stößt mit ihrem Plan, den Bau des Humboldt-Forums mit einer rekonstruierten Fassade des alten barocken Stadtschlosses in Berlin zu verschieben, auf Widerstand - auch aus den eignen Reihen. Die Kulturpolitiker der Koalitionsfraktion, so kündigte der CDU-Abgeordnete Wolfgang Börnsen am vergangenen Mittwoch während einer öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses an, würden dafür sorgen, dass mit dem Bau in dieser Legislaturperiode begonnen werde. Damit stellte sich der kulturpolitische Sprecher der Unionsfraktion gegen die Sparbeschlüsse der Regierung. Gleichzeitig erhob Börnsen schwere Vorwürfe gegen den rot-roten Senat in Berlin. Dieser habe den Bau in den vergangenen fünf Jahren immer wieder hintertrieben. Es sei "unredlich, wenn jetzt Krokodilstränen vergossen werden".

Das Bundeskabinett hatte in ihrer Klausursitzung beschlossen, bis zum Jahr 2014 keine Finanzmittel für das Projekt bereit zu stellen.

Die Kosten für den Bau des Humboldt-Forums einschließlich der Schlossfassade werden auf 522 Millionen Euro beziffert. Den größten Teil der Kosten trägt der Bund. Mit Spenden in Höhe von 80 Millionen Euro will der Förderverein Berliner Stadtschloss die Rekonstruktion der Barockfassade mitfinanzieren.

Im Humboldt-Forum sollen die umfangreichen und kulturhistorisch bedeutsamen außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die derzeit im Museumskomplex in Berlin-Dahlem untergebracht sind, und Kollektionen der Humboldt-Universität ausgestellt werden.

Grundsätzlich unstrittig

Börnsen steht mit seiner Forderung nach einem Baubeginn bis 2013 nicht allein. Eine deutliche Mehrheit des Kulturauschusses drängt auf eine Umsetzung des Projektes. Auch Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), aus dessen Etat das Projekt finanziert werden soll, hatte vergangenen Dienstag angekündigt, dass noch in der laufenden Legislaturperiode der Grundstein für das Humboldt-Forum gelegt werden könnte.

Unstrittig ist in der Bundesregierung, dass das Humboldt-Forum auf jeden Fall gebaut werden wird. Dies betonte auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) im Kulturausschuss und verwies auf den entsprechenden Beschluss des Bundestages aus dem Jahr 2002. Den könne - wenn überhaupt - auch nur das Parlament wieder rückgängig machen. Der Kulturstaatsminister, in dessen Zuständigkeitsbereich die SPK liegt, ist federführend bei der inhaltlichen Konzeption des Humboldt-Forums.

Neumann räumte ein, dass er sich mit seiner Forderung nach einem zügigen Baubeginns im Kabinett nicht habe durchsetzen können. Gleichzeitig warb er um Verständnis. Angesichts der geplanten Einschnitte in der Sozialpolitik sei der Bau des Humboldt-Forums mit seiner Schlossfassade derzeit nur schwer vermittelbar. Eine breite Mehrheit in der deutschen Bevölkerung bringe dafür kein Verständnis auf. Dies liege auch daran, dass in der Öffentlichkeit nur über den Wiederaufbau des Stadtschlosses gesprochen werde, nicht aber über das Humboldt-Forum. Für die Rekonstruktion des Schlossfassade seien gerade mal 13 Millionen Euro an Spenden eingegangen.

Wolfgang Thierse (SPD) hielt Neumann entgegen, dass Entscheidung der Bundesregierung einen "kulturpolitische Tragödie" darstelle. Thierse bezweifelte, dass durch die Verschiebung des Baubeginns gespart werden könne. Wenn das Humboldt-Forum nicht wie geplant fertiggestellt werde, dann müsse der Museumskomplex in Berlin-Dahlem dringend saniert werden. Dies bestätigte auch SPK-Präsident Hermann Parzinger, der den Kulturausschuss über die inhaltliche Konzeption des Humboldt-Forums informierte.