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Im Wald leichter wirtschaften

LANDWIRTSCHAFT Eigentümer sollen nicht für herabfallende Äste haften

14.06.2010
2023-08-30T11:25:58.7200Z
2 Min

So etwas gilt im politischen Geschäft als ungewöhnlich: Bei einer Anhörung des Agrarausschusses am vergangenen Donnerstag befürworteten die Sachverständigen unisono den Vorstoß des Bundesrats (17/1220), der mit einer Novellierung des Waldgesetzes kommunalen und privaten Waldbesitzern bei der Bewirtschaftung des Forsts Erleichterungen verschaffen will. Allerdings zeichnen sich bereits neue Kontroversen über die Ausrichtung des Waldgesetzes an den Geboten des Umweltschutzes ab.

Was wie eine rechtstheoretische Diskussion anmutet, ist ökonomisch von konkretem Belang: Holzplantagen und andere Formen der Agroforstwirtschaft sollen dann nicht als Wald gelten, wenn diese Flächen zuvor landwirtschaftlich genutzt wurden - so will man Konflikte mit Vorschriften zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung vermeiden. Künftig sollen forstwirtschaftliche Vereinigungen, also Zusammenschlüsse von Waldbesitzern, zum Holzverkauf berechtigt sein. Dies sei im Interesse der Wirtschaftlichkeit dringend geboten, so Carsten Leßner vom Deutschen Forstwirtschaftsrat. Aus Sicht von Max Reger vom Stuttgarter Ministerium für Ländlichen Raum soll diese Liberalisierung Waldbesitzern helfen, gegenüber Sägewerken als Holzabnehmern mit ihrer Marktmacht "auf Augenhöhe zu agieren". Auf Zustimmung stieß auch die geplante Regelung, wonach Waldbesitzer nicht für "waldtypische Gefahren" haften müssen, die etwa von herabfallenden Ästen ausgehen. Die Verkehrssicherungspflicht müsse jedoch näher präzisiert werden, mahnte Philipp Freiherr von und zu Guttenberg, Präsident der Waldbesitzerverbände. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz, sowie Johannes Enssle vom Naturschutzbund Deutschland nutzten forderten eine umfassende Reform des Waldgesetzes, die den Erfordernissen des Klimawandels und der Artenvielfalt Rechnung trägt. Guttenberg, Leßner und Reger betonten, dass sich die Waldbesitzer bereits heute für eine nachhaltige Forstwirtschaft engagierten.