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Aus Plenum und Ausschüssen : Viele Wege zum Wachstum

21.06.2010
2023-08-30T11:25:59.7200Z
2 Min

WIRTSCHAFT

Ob Lohnerhöhungen ein geeignetes Mittel zur Überwindung der Krise durch höheres Wachstum sein können, ist unter Experten umstritten. Bei einer Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie zum Thema "Wirtschaftspolitik für mehr Wachstum und Beschäftigung" am vergangenen Mittwoch bezeichnete Professor Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft "Lohnanpassungen nicht als erste Wahl". Die Angebotsseite müsse für nachhaltige Dynamik sorgen.

Heiner Flassbeck (UNCTAD Genf) wies dagegen darauf hin, es passe nicht zu der gesetzten Inflationsobergrenze von zwei Prozent, dass die Lohnstückkosten in Deutschland geringer steigen würden als um eben diese zwei Prozent. Es gebe wegen der Einführung des Euro kein Wechselkurssystem mehr, dass diese Diskrepanz ausgleichen könnte. Daher müsse der Ausgleich über Lohnerhöhungen erfolgen, wenn man nicht in eine deflationäre Phase geraten wolle. In Deutschland müssten die Löhne stärker steigen als in anderen Ländern: "Sonst ist die Währungsunion am Ende", sagte Flassbeck. Südeuropa und Frankreich würden mit der Situation nicht mehr klarkommen, es sei denn, man richte eine Transferunion ein.

Professor Henrik Enderlein (Hertie School of Governance) wies darauf hin, dass es Länder in Europa gebe, die schnell gewachsen seien, aber den Boom nicht zur Sanierung ihrer Haushalte genutzt hätten. Als Beispiele nannte er Griechenland und Spanien. Andere Länder wie Deutschland müssten aber genauso darauf achten, die Schuldengrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts einzuhalten. Deutschland solle nicht auf die französischen Rufe hören, jetzt die Konjukturlokomotive zu spielen.

In diesem Zusammenhang lehnte Hüther die auch von Frankreich geforderte EU-Wirtschaftsregierung ab. Die EU habe ihre Politik 2009 erfolgreich koordiniert und damit wieder für Vertrauen gesorgt. Dafür brauche man keine europäische Wirtschaftsregierung.