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Neue Wege für behinderte Kinder

04.10.2010
2023-08-30T11:26:05.7200Z
2 Min

FAmilie

Diskutiert wird sie schon lange, die so genannte Große Lösung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe - die Frage also, ob nicht Kinder und Jugendliche mit Behinderungen ebenso über das System des Kinder- und Jugendhilferechts gefördert werden sollten wie ihre nicht behinderten Altersgenossen - statt wie bisher über das Eingliederungssystem der Sozialhilfe.

Mit einem klaren "Ja" beantworten die Autoren des 13. Kinder- und Jugendberichtes diese Frage, wie bei einem öffentlichen Expertengespräch im Familienausschuss am vergangenen Mittwoch deutlich wurde. Professor Heiner Keupp, Vorsitzender der Sachverständigenkommission, sprach sich für die "Große Lösung" aus. "Da müssen wir ran", forderte der Sozialpsychologe. Es sei ihm bewusst, dass es mit "tief greifenden Veränderungen" verbunden sei, wolle man die bisher geltenden verschiedenen Sozialgesetzgebungen zu einem einzigen Gesetz zusammenführen.

Derzeit, so ergänzte der Sozialpädagoge Christian Lüders, gebe es lediglich im Bereich der Kindertagesstätten ein flächendeckendes integratives Betreuungsangebot. "Danach ist Schluss damit", so Lüders. Für alle Älteren bedeute dies: Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auf der einen Seite und Behindertenhilfe auf der anderen Seite. Beide Maßnahmen seien sehr spezialisiert, aber gleichzeitig auch voneinander isoliert. "Ein behinderter Jugendlicher mit einem Drogenproblem ist im derzeitigen Hilfesystem nicht denkbar", kritisierte Lüders, ebenfalls Mitglied der Sachverständigenkommission.

Bei den Arbeiten am Kinder- und Jugendbericht sei zudem aufgefallen, dass es keine Studien über die "subjektiven Sichtweisen" Kinder und Jugendlicher mit Behinderungen gebe. "Die unzureichende Datenlage ist im Grunde ein Skandal", befand Lüders. Es gebe dennoch Grund zu Optimismus, sagte Professor Keupp. Schließlich habe die Bundesregierung in ihrer Stellungnahme zu dem vorgelegten Bericht deutlich gemacht, ebenfalls an einer Zusammenfassung der Leistungen für Kinder und Jugendliche interessiert zu sein. Gleichzeitig wird in der Stellungnahme jedoch darauf hingewiesen, "dass mit der Umsetzung dieses Ansatzes immense Herausforderungen, insbesondere für die Kommunen als örtliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe, verbunden wären".