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VOR 40 JAHREN ... : Dubioser Parteiwechsel

01.11.2010
2023-08-30T11:26:07.7200Z
1 Min

6. November 1970: Geldner-Affäre

"Ich bin und bleibe Mitglied der FDP und ihrer Bundestagsfraktion." Das Bekenntnis des Abgeordneten Karl Geldner zu seiner Partei im November 1970 deckte einen Skandal auf: Erst kurz zuvor hatte nämlich CSU-Landesgruppenchef Richard Stücklen den Übertritt Geldners zu den Christsozialen verkündet. Was Stücklen und der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß da noch nicht wussten: Geldner ging nur zum Schein auf ein Übertrittsangebot der CSU ein.

Nachdem mehrere liberale Abgeordnete ihre Fraktion in Richtung Union verlassen hatten und die Mehrheit der rot-gelben Koalition schmolz, vermuteten FDP und SPD Bestechungsaktionen der Union dahinter. Beweise für das unlautere Abwerben fehlten jedoch. Den lieferte Geldner. Der Fall des FDP-Politikers kam im Sommer 1970 ins Rollen. Schon im Juni sollen Werber der CSU mit einer Wechsel- offerte auf Geldner zugekommen sein. Der informierte seine Parteispitze und beschloss, der Union eine Falle zu stellen: In seinem Bonner Büro unterschrieb er am 6. November zunächst einen Beratervertrag mit der Papiertütenfirma von Anton Beyer, Schatzmeister der Splitterpartei Nationalliberale Aktion (NLA); 400.000 Mark sollte Geldner für diese Tätigkeit bekommen. Wenige Tage später unterzeichnete er eine Übertrittserklärung zur CSU und erhielt von Strauß im Gegenzug ein Schreiben, in dem ihm der CSU-Chef ein Bundestagsmandat "über das Jahr 1977 hinaus" in "sichere Aussicht" stellte. Der Fall löste eine Diskussion über nebenberufliche Einkünfte von Abgeordneten aus. Für jeden einsehbar sind sie erst seit 2007: auf der Homepage des Bundestages.