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Zukunft in den Sternen?

AKTUELLE STUNDE Opposition kritisiert berufliche Situation von Nachwuchswissenschaftlern

06.12.2010
2023-08-30T11:26:10.7200Z
2 Min

Ein und dieselbe Studie, viele Meinungen: Es kommt allein auf den Blickwinkel an, wie sich in der Aktuellen Stunde am vergangenen Donnerstag zeigte. Anlass war die Studie "Wissenschaftliche Karrieren" des HIS-Instituts für Hochschulforschung. Laut dieser beschreiben junge Akademiker ihre berufliche Tätigkeit in der Wissenschaft als interessant und erfüllend, ihre Karrieren seien jedoch von Unsicherheit und Unwägbarkeiten geprägt. Die Regierung unternehme nichts, außer "Wohltaten anzukündigen", fand die SPD-Fraktion und betitelte die Aktuelle Stunde so: "Fehlende Aktivitäten der Bundesregierung hinsichtlich der Zukunftsängste des wissenschaftlichen Nachwuchses". Von Tatenlosigkeit könne keine Rede sein, fanden dagegen die Koalitionsfraktionen. Im Übrigen sei der Titel "populistisch".

Unsichere Aussichten

Deutschland verliere Nachwuchswissenschaftler und deren Kompetenz, sagte Swen Schulz (SPD). Die HIS-Studie habe ergeben, dass nur zehn Prozent aller Nachwuchswissenschaftler eine unbefristete Stelle hätten. Die damit einhergehende Unplanbarkeit des Berufsweges, auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sei für viele ein zu hohes Risiko. Schulz forderte daher unter anderem den Wegfall der Tarifsperre, so dass Arbeitgeber und -nehmer Regelungen über das Gesetzliche hinaus treffen könnten, die Förderung von Juniorprofessuren und eine "solide Personalentwicklungsplanung" an den Hochschulen.

Die SPD versuche wohl, mit Jammern zum Erfolg zu kommen, sagte Thomas Feist (CDU). An den deutschen Hochschulen sei die Zahl der hauptberuflichen wissenschaftlichen Stellen in den vergangenen zehn Jahren um 26 Prozent gestiegen, die Zahl der Professorenstellen um 6 Prozent. 86 Prozent der Studenten gingen davon aus, im Anschluss an das Studium schnell eine Anstellung zu finden. Von Zukunftsangst könne keine Rede sein. Der Soziologe Ralf Dahrendorf habe gesagt, das zwanzigste Jahrhundert sei das Jahrhundert der Sozialdemokratie gewesen, sagte Feist. "Willkommen im Jahr 2010." Deutschland werde "als Wissenschaftsstandort von Jahr zu Jahr attraktiver", sagte Patrick Meinhardt (FDP). Das zeigten die Aktivitäten etwa im Rahmen des Hochschulpakts, der Exzellenzinitiative, des Professorinnenprogramms und des Stipendiatenprogramms.

Derartige Maßnahmen lösten die Probleme nicht, fand die Linksfraktion. Sie kritisierte besonders das "Rennen um die Einwerbung zusätzlicher Forschungsgelder, also um die sogenannten Drittmittel". Dies führe zu einer deutlichen Verschlechterung der Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses an Wissenschaftseinrichtungen, sagte Petra Sitte (Die Linke). "Wer in das deutsche Wissenschaftssystem einsteigt, kann auch gleich auf einem Vulkan tanzen." Sitte forderte das Ende der Tarifsperre und des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern und eine sichere Basisfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Keine Berechenbarkeit

"Sie haben offensichtlich überhaupt keine Ahnung, wie es für den wissenschaftlichen Nachwuchs an deutschen Hochschulen aussieht", sagte die Grünen-Politikerin Krista Sager an die Regierung gewandt. Es gebe keine Berechenbarkeit und keine Planbarkeit der Karriere. Bund, Länder und Wissenschaftsorganisationen müssten die Arbeitsbedingungen von hauptberuflichen Wissenschaftlern endlich auf ihre Tagesordnung setzen.

"Das, was die Regierung in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat, ist das, was Deutschland braucht", sagte dagegen Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium. Durch Maßnahmen wie etwa dem Pakt für Forschung und Innovation würden Nachwuchswissenschaftler deutlich gestärkt.