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Parlamentarisches Profil : Der Hanseat: Torsten Staffeldt

31.01.2011
2023-08-30T12:16:36.7200Z
3 Min

Ginge es nach dem Pfarrer von Torsten Staffeldts Heimatgemeinde in Bremen, stünde anstelle der Aufschrift "Dem deutschen Volke" am Reichstagsgebäude bald eine andere: "Hier bemüht man sich um gute Lösungen".

Der 47-jährige FDP-Bundestagsabgeordnete ist diesem Satz aus der Predigt nachgegangen. "Wenn ich mir die Fronten zwischen Opposition und Regierung anschaue, wäre es schön, wenn wir häufiger miteinander gute Lösungen finden. Doch der parteipolitische Apparat lässt das leider nicht zu." Der neue Politiker, der erst 2005 seiner Partei beigetreten ist und mit dieser Legislaturperiode dem Parlament angehört, bilanziert seine jungen Erfahrungen im Bundestag ohne Verbitterung.

Ihm sei aufgefallen, dass die Debatten teilweise sehr heftig geführt werden, heftiger als er sich das vorgestellt habe. Jedoch habe er nach seinem Werdegang als gelernter Schiffsmechaniker in der Seeschifffahrt, seiner Fahrtzeit als technischer Offiziersanwärter und seinem Maschinenbaustudium einen sehr breiten Buckel.

Torsten Staffeldts Büro ist ein bisschen sein Refugium. Von seinem Schreibtisch aus blickt er auf das Foto "Das Meer" von Philipp Plisson. "Ich liebe das Meer. Es ist ein gigantischer Schatz voller Leben, Vitalität, Kraft, Stärke. Es bedeckt einen großen Teil unseres Planeten. Als Seemann lernt man es zu schätzen und zu respektieren." Eigenschaften, die er auch als Politiker gut gebrauchen kann. Staffeldt ist in Berlin rundherum angekommen. Auf sein Büro im Paul-Löbe-Haus musste er zwar einige Zeit warten. Doch der politische Alltag in Berlin hat ihn sofort in Beschlag genommen. Er entschied sich für den Verkehrsausschuss.

Da glaubt der Hanseat eine Menge für seine Heimatstadt tun zu können, nicht nur für die Schifffahrt, sondern auch für die anderen Verkehrsteilnehmer. "Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Mobilität. Als Liberaler sage ich, dass jeder das so machen soll, wie er es gern möchte. Wir brauchen Straßen, Radwege, Flughäfen, Schifffahrtsstraßen, Schienen." Der leidenschaftliche Fahrradfahrer hat derweil sein Jackett abgelegt und trinkt zwischendurch Milch aus dem Becher mit den berühmten Stadtmusikanten darauf.

Weltkrisen nehmen keine Rücksicht auf politische Neulinge. Das erlebte Staffeldt beim Euro-Rettungspaket. Er gesteht: "Ich habe mich bei der Entscheidung sehr, sehr schwer getan und lange nachgedacht, wie ich darüber abstimme. Letztendlich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auf das Prinzip Hoffnung setzen müssen. Wir haben die Hoffnung, den EU-Raum und die Eurozone stabilisieren zu können."

Das nächste Stichwort: Eyjafjallajökull. Staffeldt bringt den Namen des Vulkans an der Südküste Islands auf Anhieb über die Lippen. Wochenlang hat dessen Asche den Flugverkehr in weiten Teilen Europas zu Beginn des vergangenen Jahres lahm gelegt. Staffeldt wiederholt den Zungenbrecher. Wie ein Eiskunstläufer, der seinen Kampfrichtern beweist, dass sein vierfacher Toeloop keine Glückssache ist. Eyjafjallajökull spricht er so selbstverständlich aus, wie den Namen seiner Partei und den seines neuen Arbeitsplatzes.

Und so hat sich der Liberale und Hobbypilot aus Bremen nicht gescheut, sich in seiner Jungfernrede im Plenarsaal über die Auswirkungen des speienden Ungeheuers auf den Luftverkehr auszulassen. Ein gelungener Einstieg, wie er immer wieder zu hören kriegte. Natürlich kostete er ihn Arbeit: "Ich musste die Rede zwei, drei Tage vorher immer wieder umschreiben, weil sich ständig etwas geändert hat." Und vor allen Dingen die Aussprache des Vulkannamens. "Den vergesse ich nie mehr." Im vergangenen Herbst mahnt er bei einer weiteren Rede im Plenum, die geeigneten Lehren aus dem gefährlichen Eyjafjallajökull zu ziehen.

Staffeldt erzählt, dass er in der ersten Zeit als Abgeordneter nur müde war, wenn er von Berlin nach Bremen heimkehrte. Seine vier Kinder werden ihm wenig Verschnaufpause gelassen haben. Doch inzwischen habe er sich längst an den prall gefüllten Terminkalender gewöhnt.