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Schwingende Geschichte

KULTUR Ausschuss informiert sich über Masterplan der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

30.05.2011
2023-08-30T12:16:44.7200Z
3 Min

Nicht immer bewegen sich Politiker auf sicherem Terrain. Diese Erfahrungen mussten am vergangenen Donnerstag einmal mehr die Abgeordneten des Kultur- und Medienauschusses des Bundestags während ihres Besuchs des Neuen Palais in Potsdam machen. Denn der Fußboden des prächtigen Marmorsaales beziehungsweise die Decke des darunter liegenden Grottensaals im Erdgeschoss ist alles andere als stabil, wie Kastellanin Kathrin Külow von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) den Parlamentariern erläuterte. Der gesamte Boden könne bei zu großer Belastung in Schwingungen geraten. Denn die verbauten Holzbalken, die die gesamte Konstruktion tragen, sind zum Großteil morsch geworden. Jetzt werden sie in einem aufwendigen Verfahren mit Glasfieberstäben stabilisiert.

Der Besuch der Abgeordneten kam nicht von ungefähr, denn die Restaurierungsarbeiten am Neuen Palais, das Preußens König Friedrich der Große nach siegreicher Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte errichten lassen, gehen auch auf das Konto des Kulturausschusses. "Beinahe auf den Tag genau vor vier Jahren", betonte die Ausschussvorsitzende Monika Grütters (CDU), hatte der Kulturausschuss das Neue Palais zuletzt besucht. Damals sei man einem "Hilferuf" von Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, gefolgt. Und dessen Hilferuf wurde erhört: Der Bund und die Länder Brandenburg und Berlin einigten sich auf ein Sonderinvestitionsprogramm für die Jahre 2008 bis 2017 in Höhe von 155 Millionen Euro, um einen Masterplan zur Sanierung und Restaurierung der maroden historischen Gebäude und Gartenanlagen zu finanzieren. Der Bundestag bewilligte dafür 77,5 Millionen Euro, Brandenburg steuert 53 Millionen und Berlin weitere 24,5 Millionen bei.

Auf der Liste der zu sanierenden Gebäude und Anlagen stehen neben dem neuen Palais und der dazu gehörenden Kolonnade unter anderem das Orangerieschloss im Park Sanssouci, das Schloss und die Parkanlage Babelsberg, die Schlösser Cecilienhof, Charlottenburg und Pfaueninsel sowie das Jagdschloss Grunewald. Insgesamt verwaltet die Stiftung rund 150 historische Gebäude und etwa 750 Hektar Garten- und Parkanlagen. Der Kernbestand der SPSG gehört seit 1990 zum Unesco-Weltkulturerbe.

Jubiläumsjahr

Hartmut Dorgerloh und seine Mitarbeiter verschafften den Parlamentariern während des Rundgangs durch das Neue Palais und die Kolonnade einen Überblick über das Volumen des Masterplans, die spezifischen Anforderungen bei der Sanierung der Gebäude und über die geplante Veranstaltungsreihe "Friederisiko" im kommenden Jahr anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich dem Großen. Unter anderem würden allein im Neuen Palais als dem zentralen Veranstaltungsort rund 60 Säle teilweise erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Kosten für die Veranstaltungen und Ausstellungen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Christian Wulff bezifferte Dorgerloh auf rund 6,67 Millionen Euro. Auch der Bund soll sich wieder beteiligen: Einen Antrag auf einen Bundeszuschuss in Höhe von einer Million Euro habe man bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bereits gestellt. Mit diesem Ausgabeposten wird sich der Kulturausschuss nach der parlamentarischen Sommerpause im Zuge der Haushaltsberatungen für das kommende Jahr auseinandersetzen müssen.

Finanzprobleme

Insgesamt zog Dorgerloh eine durchaus positive Bilanz: Die Umsetzung des Masterplans sei auf einem guten Weg. Er nutzte den Besuch der Kulturpolitiker des Bundestages aber auch, um über die aktuellen Probleme seiner Stiftung zu informieren. Und die drehen sich letztlich immer um die Finanzen - auch wenn es der Stiftung seit seinem Amtsantritt vor acht Jahren gelungen sei, die Jahreseinnahmen von zehn auf 17 Millionen Euro zu erhöhen, wie Dorgerloh nicht ohne Stolz anmerkte. So wünscht sich der Stiftungschef von der Politik "mehr Klarheit" in der Frage von "Public Private Partnership"-Modellen zur Finanzierung. Aus dem Bundesbau- und aus dem Finanzministerium sowie vom Kulturstaatsminister kämen höchst unterschiedliche Signale, ob solche Modelle gewünscht seien oder nicht. Monika Grütters konnte ihm zumindest zusagen, dass sich ihr Ausschuss mit dem Thema befassen und gegebenenfalls Gespräche mit den Ressortchefs führen werde.

Probleme bereiten der Stiftung auch die Instandhaltung der weitläufigen Gartenanlagen - es fehlen gut 40 Gärtner.

Mit Unbehagen blickt Dorgerloh auf die mögliche Einführung eines Mindestlohns. Auf die "Fridericus Servicegesellschaft", die für die Stiftung unter anderem die Organisation von Schlossführungen, die Kassen, Aufsichts- und Bewachungsleistungen sowie die Gebäudereinigung zuständig ist, könnten jährliche Mehrkosten von bis zu 1,5 Millionen Euro zukommen. Mit diesem Thema hatte sich Dorgerloh dann ebenfalls auf ein höchst unsicheres politisches Terrain gewagt.