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Wenn im Land das Licht ausgeht

30.05.2011
2023-08-30T12:16:44.7200Z
2 Min

TECHNIKFOLGEN Am 25. November 2005 ging für etwa 250.000 Menschen im Münsterland das Licht aus: Im Schneesturm waren Strommasten umgeknickt. Teilweise mussten die Menschen tagelang ohne Heizung ausharren. Unternehmen konnten nicht produzieren. Nach einer Berechnung der zuständigen Industrie- und Handelskammer wenige Tage nach dem Ausfall lagen die Schäden bei mehr als 100 Millionen Euro.

Ereignisse wie dieses haben den Bundestag bewogen, sein Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) mit einer Untersuchung zu den Folgen eines großräumigen Stromausfalls zu beauftragen. "Es besteht eine hohe Versorgungssicherheit, aber kurzzeitige, lokal begrenzte Stromausfälle sind möglich. Die Kosten sind jedes Mal hoch und bereits in den ersten Stunden kann sich eine katastrophenähnliche Situation einstellen", fasste Thomas Petermann, stellvertretender Leiter des TAB, am vergangenen Mittwoch bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Innen- und des Forschungsausschusses die Ergebnisse des Berichts (17/5672) zusammen. Im Gesundheitswesen würden die Folgen innerhalb von ein bis zwei Tagen deutlich. Arztpraxen und Pflegeheime müssten ihre Leistungen einschränken. Pharmaunternehmen könnten nicht mehr im gewohnten Umfang Medikamente produzieren. In der zweiten Woche würden medizinische Güter wie Arzneimittel und Blutkonserven knapp.

Es sei notwendig, neue Wege für die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern zu erarbeiten, stimmte Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, zu. Bei Wasser und Lebensmitteln gebe es heute eine "just-in-time-Versorgung", die während eines Stromausfalls nicht aufrecht zu erhalten sei. Sein Amt arbeite mit den Stromversorgern zusammen, um mögliche Schwachstellen zu reduzieren. Auch auf europäischer Ebene müsse für einen Notfall vorgesorgt werden.

Alle Fraktionen lobten die Arbeit des TAB. Der FDP-Abgeordnete Hartfrid Wolff sagte, seine Fraktion könne sich vorstellen, die Stelle eines Inspekteurs für Bevölkerungsschutz zu schaffen, der möglicherweise Aktivitäten von Bund und Ländern koordiniere. Der CDU-Parlamentarier Thomas Feist dankte den vielen Ehrenamtlichen, die sich im Katastrophenschutz engagierten: "Ohne sie würden die Szenarien noch schlimmer ausfallen."

Für die SPD-Abgeordnete Ulla Burchardt zeigte der Bericht, "welchen Vorteil regenerative Energien haben". Mögliche Folgen auf Atomkraftwerke seien zwar nicht untersucht worden, aber "die Notwendigkeit eines schnellen Ausstiegs aus der Atomkraft wird deutlich". Auch der Grünen-Parlamentarier Hans-Josef Fell betonte die Vorteile dezentraler Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Für Die Linke verwies ihr Abgeordneter Frank Tempel auf die Bedeutung von Ehrenamtlichen. So könnten etwa Amateurfunker hilfreich sein.