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Jo Leinen - ein Mann mit grüner Mission

EUROPAPARLAMENT II Der Chef des Umweltausschusses und SPD-Politiker kämpft für eine kohlenstofffreie Wirtschaft

04.07.2011
2023-08-30T12:16:45.7200Z
2 Min

Geht es nach Jo Leinen, dann stehen wir vor einer industriellen Revolution, der dritten. "Wir haben alles, was wir brauchen zum Start in eine neue Epoche", sagt der SPD-Europapolitiker. Als Chef des Umweltausschusses im Europasparlament steht er mittendrin in der Schlacht um Klimaschutz, grüne Jobs und nachhaltiges Wachstum.

Bei allen einschlägigen EU-Gesetzen wirkt er mit, damit das Ziel einer "kohlenstofffreien Wirtschaft und 80 bis 95 prozentiger Reduktion der Klimagase" erreicht werden kann. Er kennt auch die Voraussetzungen, weiß, dass die Verwirklichung seiner Vision einen Stromsektor mit 100 Prozent erneuerbarer Energien, wasserstoff- und elektronisch betriebene Motoren im Transportbereich und Null-Energie-Häuser braucht.

Ferne Utopie

Leinen fordert ein intelligentes Stromnetz, an dem der Bürger nicht nur als Konsument partizipiert, sondern über Solarzellen und Umgebungsenergie auch eigene Energie in das Netz einspeist. "Das erscheint uns heute noch als ferne Utopie", gibt der Klimakämpfer unumwunden zu, aber "in 40 Jahren wird das Realität sein". Mindestens in der Europäischen Union, denn die sieht der Saarländer in Sachen Klima- und Umweltschutz als Modell für die Welt. Der Umweltausschuss ist dem 63-Jährigen so recht auf den Leib geschnitten. Hier baut er mit 61 Kollegen an der Langfrist-Strategie, die den Weg zu einer 80- bis 95-prozentigen Reduktion von Klimagasen bis zum Jahr 2050 vorgeben wird. Damit wären auch die Weichen gestellt für begleitende Politikfelder wie Energie, Verkehr, Industrie oder Forschung.

"Atomkraft? Nein Danke" - Unter diesem Motto zog Leinen als "junger Wilder" schon in den 1970er Jahren gegen die Kernkraft zu Felde. Heute sieht er sich bestätigt. "Als Konsequenz von Fukushima muss die Energiezukunft in Europa auf Grundlage regenerierbarer Energie und höchstmöglicher Energieeffizienz organisiert werden". In den 1980ern war er Umweltminister im Saarland. Schon damals setzte er auf Recycling. Heute ist der sparsame Umgang mit den Ressourcen in aller Munde. "Es geht nicht, dass wir in Europa jedes Jahr eine Million Tonnen Elektroschrott nach Afrika und China exportieren", mahnt Leinen. Das Wort Abfall müsse verschwinden und durch den Begriff "Wertstoffpolitik" ersetzt werden.

In seiner Arbeit setzt Leinen auf die Kunst des Kompromisses, die ihm Einfluss sichert bei der Gestaltung von Europas Zukunft. Dabei läßt er sich am liebsten inspirieren von Jeremy Rifkin, dem ökologischen Vordenker aus den USA, der 2004 in seinem "europäischen Traum" die Vision von der "leisen Supermacht" EU zeichnete.