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ORTSTERMIN: BEIM TAG DER EIN- UND AUSBLICKE : »Ein fleißiges Parlament«

12.09.2011
2023-08-30T12:16:48.7200Z
2 Min

"Und, wie heißt du?" "Ferdinand." "Dann sag mal, Ferdinand, hättest du gerne einen grünen oder einen rosa Ausweis?" "Grün." "Okay. Dann musst du jetzt nur noch für das Foto lächeln." Ferdinand blinzelt in die Kamera. Drei Minuten später hält er den Kinderausweis der Bundestagspolizei in den Händen. Offiziell ist der Siebenjährige nun Chefermittler. Seine Schwester Emilia ausgewiesene Geheimagentin. "Vielleicht kommen wir ja jetzt durch den Hintereingang in den Bundestag", sagt die Mutter.

Am ersten Septembersonntag war das nicht nötig. Beim "Tag der Ein- und Ausblicke" im Bundestag waren die Türen weit geöffnet - für Kinder, Eltern und alle, die sonst an der Arbeit von Abgeordneten und Parlamentsverwaltung interessiert waren. Mehr als 26.000 Besucher sind beim Tag der offenen Tür durch das Reichstagsgebäude, das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus geschlendert.

Neben den Spielzeugausweisen der Bundestagspolizei gab es noch mehr Angebote für Kinder. So konnten sie basteln, sich schminken lassen - Emilias Gesicht etwa schillerte türkis-weiß-grün - und auf der Fraktionsebene des Reichstagsgebäude bei der Union Plastikfische angeln. Die SPD-Fraktion verteilte unterdessen Rosen an die Besucher, die Grünen boten Sonnenblumen an. Bei der FDP-Fraktion lag Konfetti auf dem Boden und neben dem Stand der Linksfraktion stand ein quietschroter Gummielefant. An allen Ständen bot sich außerdem die Gelegenheit für politische Diskussionen: über das Bundestagsmandat von Ministern, die Erbschaftssteuer, Deutschland im Jahr 2020 und Politikverdrossenheit.

Eine Etage tiefer, auf der Besuchertribüne im Plenarsaal, stellten die Vizepräsidenten des Bundestages nacheinander die Arbeit der Abgeordneten vor. "Wir sind ein fleißiges Parlament", sagte Wolfgang Thierse (SPD) und erzählte von den Verpflichtungen eines Abgeordneten im Wahlkreis, dem dichten Terminplan in Sitzungswochen und der Wichtigkeit von Arbeitsgruppen. Er selbst komme aus Berlin und überlasse daher die landwirtschaftlichen Themen der entsprechenden Fachgruppe seiner Fraktion, denn: "In meinem Wahlkreis gibt es keine einzige Kuh, vermute ich."

In der Halle des Paul-Löbe-Hauses diskutierte währenddessen der Ausschuss für Arbeit und Soziales über Fachkräftemangel. Rund um das Bühnenprogramm stellten sich außerdem die Bundestagsausschüsse, der Bereich Presse und Kommunikation sowie die Wissenschaftlichen Dienste vor. Eine Ausstellung informierte über wichtige Debatten des Bundestages - von den Beratungen über den Beitritt zur Montanunion 1953 bis hin zur Diskussion über den Nato-Doppelbeschluss 1983.

Schwindel- und höhenangstfreie Besucher konnten über die obere Freibrücke vom Paul-Löbe-Haus auf die andere Spreeseite zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus spazieren. Hier ging es ruhiger zu: In der Bibliothek - eine der größten Parlamentsbibliotheken der Welt - wurde geflüstert, auch wenn das an diesem Tag nicht nötig gewesen wäre. Aber, so formulierte es eine Besucherin aus Frankfurt am Main: "Soviel Wissen flößt Respekt ein."