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VOR 40 JAHREN ... : Kanzler mit Auszeichnung

04.10.2011
2023-08-30T12:16:50.7200Z
1 Min

20. Oktober 1971: Friedensnobelpreis

Es war kurz nach fünf an jenem Mittwoch im Oktober, als Bundestagspräsident Kai-Uwe von Hassel (CDU) die Beratungen zum Haushalt 1972 mit der Nachricht unterbrach, die Nobelpreiskommission des norwegischen Parlaments habe Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) den Friedensnobelpreis verliehen. Das Protokoll vermerkt anhaltenden lebhaften Applaus bei der sozialliberalen Koalition und - teilweise - bei der CDU/CSU-Fraktion. Die Fraktionsvorsitzenden gratulieren dem Bundeskanzler, die Mehrheit der Abgeordneten erhebt sich. "Diese Auszeichnung ehrt Ihr aufrichtiges Bemühen um den Frieden in der Welt und um die Verständigung zwischen den Völkern", sagt von Hassel. "Der ganze Deutsche Bundestag gratuliert ohne Unterschied der politischen Standorte Ihnen zu dieser hohen Ehrung."

So einmütig, wie diese Aussage klingt, war die Haltung zu Brandts Ostpolitik - für die er den Friedensnobelpreis erhielt - freilich nicht. Vor allem in der konservativen Opposition regte sich Widerstand gegen das Prinzip "Wandel durch Annäherung", nach dem die Bundesrepublik unter Brandt ihren Alleinvertretungsanspruch für Deutschland aufgab und die Existenz der DDR anerkannte. Auch die 1970 unterzeichneten sogenannten Ostverträge - Gewaltverzichtsverträge mit der Sowjetunion und Polen - trafen auf Widerstand im konservativen Teil des Bundestages. Dieser gipfelte im April 1972 in einem konstruktiven Misstrauensvotum, das an nur zwei Stimmen scheiterte. Wie viel größer die Anerkennung der Brandt'schen Ostpolitik im Ausland war, zeigt jene Verleihung des Nobelpreises im Jahr zuvor.