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Der gläserne Spitzensportler

24.10.2011
2023-08-30T12:16:50.7200Z
2 Min

SPORT

Das Leben eines Spitzensportlers ist von einem stetigen Wechsel zwischen hartem Training und Wettkampf geprägt. Seit dem Jahr 2009 werden jedoch zusätzlich Anforderungen an die Sportler gestellt, die aus Sicht von Datenschützern rechtwidrig sind. Dies machten die Landesdatenschutzbeauftragten Stefan Brink (Rheinland-Pfalz) und Ulrich Lepper (Nordrhein-Westfalen) am vergangenen Mittwoch im Sportausschuss deutlich.

Das auf den Richtlinien der Internationalen Anti-Doping-Agentur (Wada) aufbauende deutsche Überprüfungssystem greift nach ihrer Aussage in die Grundrechte der Sportler ein. Insbesondere das Meldesystem ADAMS, in dem die Sportler ihre Aufenthaltsorte für drei Monate im Voraus angeben müssten, sowie die Weitergabe erhobener Daten durch die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) an die Wada sind nach Auffassung der Datenschützer problematisch.

Die Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte seien nicht dadurch zu rechtfertigen, dass die betroffenen Sportler einer entsprechenden Kontrolle nicht ausdrücklich widersprochen hätten, sagte Brink. Von einer freiwilligen Einwilligung könne nicht die Rede sein, da im anderen Fall die Berufsausübung nicht möglich sei. Es handle sich also um eine "Friss- oder Stirb-Situation", urteilte er. Ulrich Lepper machte deutlich, dass es nicht darum gehe, die Teilnahme deutscher Sportler an internationalen Wettkämpfen zu verhindern. "Die Grundrechte gelten aber auch für Sportler", stellte er klar.

Die Nada habe schon frühzeitig auf die Datenschutzproblematik hingewiesen, sagte deren Vertreter Lars Mortsiefer. Es gebe dazu "konstruktive Gespräche" mit mehreren Landesdatenschutzbeauftragten. Auch die Nada bezeichnet etwa die Speicherung der erhobenen Daten für acht Jahre als "nicht verhältnismäßig". Gleichwohl stehe fest: "Die Nada muss internationale Vorgaben in Deutschland umsetzen." Verbesserungen im Bereich des Datenschutzes seien nur in Zusammenarbeit mit den Athleten und den internationalen Partnern zu erreichen.

Für die Betroffenen warnte Silke Kassner vom Beirat der Aktiven im Deutschen Olympischen Sportbund vor überzogenen Datenschutzanforderungen. Die Athleten hätten die Regelungen des Wada-Codes 2009 akzeptiert, auch wenn das ADAMS-System sehr aufwendig sei. "Das System ist aber aktuell alternativlos", sagte Kassner. Sport bestehe nun einmal aus Regeln, wozu auch Dopingkontrollen gehörten. Datenschutz, sagte die Wildwasser-Kanutin, dürfe nicht das Kontrollsystem gefährden.