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Parlamentarisches Profil : Hamburger aus Spandau: Swen Schulz

24.10.2011
2023-08-30T12:16:51.7200Z
3 Min

Sein Name ist Schulz. Swen Schulz. Der klingt ausgesprochen ganz gewöhnlich. Die Schreibweise seines Vornamens indes ist eher ungewöhnlich. Bis zur vergangenen Woche war Swen Schulz ein ganz gewöhnlicher Abgeordneter. Seit gut neun Jahren sitzt er für die SPD-Fraktion im Bundestag und war dabei bisher so unauffällig wie sein Nachname. Bis Schulz mit seiner Ankündigung, möglicherweise Verfassungsklage gegen das neue Sondergremium zur Kontrolle des Euro-Rettungsschirms EFSF zu erheben, seinen Namen Schwarz auf Weiß in den Schlagzeilen wiederfand.

Zunächst aber muss er erklären, wie das "w" in seinen Vornamen kam: "In meinem Geburtsjahr 1968 war Sven ein sehr verbreiteter Name. Meine Eltern fanden ihn schön, dachten sich aber, wenn schon so ein Allerweltsname, dann müssen sie etwas Besonderes einbauen." Natürlich, fügt er hinzu, führe die Schreibweise dazu, dass ihn Mails nicht erreichen, weil die Absender seinen Vornamen in der Adresse falsch schreiben. Trotzdem sei Swen mit "w" ein "bisschen was Besonderes".

Besonders groß sei das mediale Interesse an seiner Person in der vergangenen Woche aber nicht gewesen, sagt Schulz. Das ist für ihn auch völlig logisch. Mit der gleichen Medienresonanz wie auf einen Bosbach oder einen Schäffler könne er nicht rechnen, denn "das Interessante bei denen ist ja, dass sie aus den eigenen Reihen gegen die Kanzlerin schießen beziehungsweise gegen die Parteiführung. Und das ist das medial Spannende. Was irgendein Oppositionspolitiker meint, ist doch Nebensache."

In den eigenen Reihen scheint es, zumindest in der Führungsetage, eine klare Haltung zu geben, sagt Schulz: "Die Fraktionsspitze hat mir mitgeteilt, dass sie eine Klage für nicht aussichtsreich hält und auch nicht unterstützen würde." Dennoch, fügt er hinzu, werde sein Engagement akzeptiert. Trotzdem hat er noch nicht endgültig beschlossen, wie er weiter vorgeht: "Das ist eigentlich gar nicht mein Fachgebiet; ich bin weder Jurist noch Haushälter noch Europa-Politiker." Aber: "Natürlich interessiere ich mich für die Rechte der Abgeordneten und der Rolle des Bundestages und somit für die Bürgerinnen und Bürger, für die ja stellvertretend die Entscheidungen zu fällen sind", begründet er sein aktuelles Engagement. Deshalb habe er beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages um eine Stellungnahme gebeten. "Und das Ergebnis ist, dass auch der Wissenschaftliche Dienst Bedenken hat, was die Verfassungsmäßigkeit des neuen Gremiums betrifft." Jetzt will Schulz Stellungnahmen von weiteren Experten einholen um einzuschätzen, ob der Gang nach Karlsruhe Erfolgsaussichten hat: "Ich habe zuvor noch nie im Traum daran gedacht, selbst ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts herbeiführen zu wollen. Ich weiß gar nicht, wie das geht", sagt er.

Der studierte Diplompolitologe schnupperte direkt nach seinem Studienabschluss im Jahr 1993 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des SPD-Abgeordneten Wolfgang Behrendt erste Bundestagsluft. Bereits als Schüler war Schulz 1986 in die SPD eingetreten, damals noch in seiner ursprünglichen Heimat Hamburg. Zum Studium ging er nach Berlin. Heute heißt sein Wahlkreis Berlin-Spandau. 2002 und 2005 zog er mit einem Direktmandat in den Bundestag ein, nur 2009 musste er sich dem Direktkandidaten der CDU-Fraktion geschlagen geben. Im Bundestag ist Schulz Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung; zudem stellvertretendes Mitglied im Petitionsausschuss.

Auch wenn sein Lebensmittelpunkt seit Langem in der Hauptstadt liegt: Schulz bleibt Hamburger."In Hamburg habe ich meine Wurzeln, ich bin HSV-Fan, ich bin sogar HSV-Mitglied." In seinem Abgeordnetenbüro in Berlin-Mitte ist das nicht zu übersehen: Ein Kissen seines Lieblingsfußballvereins ziert das kleine Sofa. Dann relativiert er: "Ich bin auch Berliner, weil ich hier studiert habe, hier arbeite, hier meinen Wahlkreis habe und hier Abgeordneter bin." Der HSV ist übrigens am 28. Januar 2012 bei der Berliner Hertha zu Gast. Wahrscheinlich ein fixer Termin im Kalender des Swen Schulz - wenn er dann nicht gerade auf dem Weg nach Karlsruhe ist.