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Romney siegt ohne Glanz

USA Die Entscheidung über den Präsidentschaftskandidaten der Konservativen steht weiter aus

12.03.2012
2023-08-30T12:17:27.7200Z
2 Min

Unter "Momentum" wird in Amerika die Dynamik verstanden, die mit den Erfolgreichen ist. Eine Art Aura, nicht wirklich messbar, eher gefühlt. Nach dem "Super Tuesday", bei dem in zehn amerikanischen Bundesstaaten der republikanische Herausforderer von Barack Obama bei der Präsidentenwahl im Herbst gewählt wurde, müsste das Momentum bei Mitt Romney sein. Ist es aber nicht.

Maggie Habermann, Analystin von "Politico", bringt die Meinung vieler Kommentatoren auf den Punkt: "Romney bleibt weiter der Mann, der auf der Suche nach einer Botschaft ist." Dabei hatte der ehemalige Gouverneur von Massachusetts am Mammut-Wahltag sechs Urnengänge für sich entschieden; darunter in einem Wimpernschlag-Finale den traditionell wichtigen Bundesstaat Ohio. Mit 415 (von 1.144 nötigen) Delegiertenstimmen liegt der 64-jährige Romney jetzt deutlich vor den Verfolgern Rick Santorum, Newt Gingrich und Ron Paul. An seinem von Meinungsforschern ermittelten Kern-Problem ändert das nichts. Bei wohlhabenden, weißen Wählern, für die Themen wie Wirtschaft und Staatsverschuldung wichtig sind, kann der ehemalige Private-Equity-Manager punkten. Wiedergeborene Christen und Angehörige der Arbeiterklasse fühlen sich bei dem tief religiösen Rick Santorum besser aufgehoben. Der frühere Senator von Pennsylvania hat am "Super Tuesday" zwar nur drei Siege davon getragen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Romney in Ohio macht den 53-Jährigen, der sich seiner proletarischen Wurzeln als Enkel italienischer Bergwerksarbeiter rühmt, aber nun zum alleinigen Herausforderer Romneys. Ron Paul (76) ging am vergangenen Dienstag völlig leer aus. Newt Gingrich hat einzig seinen Heimat-Bundesstaat Georgia gewinnen können. Beide wollen nicht aufgeben. Paul, weil er landesweit eine unbeirrbare Mini-Gefolgschaft hinter sich weiß. Gingrich, weil ihn ein Casino-Mogul aus Las Vegas mit millionenschweren Finanzspritzen politisch am Leben erhält. Das zieht das von Hetze und Verleumdungen geprägte Rennen um die Präsidentschaftskandidatur in die Länge.

Noch fehlen Romney, der im Grunde moderat-liberal ist, im Vorwahlkampf aber extrem nach rechts rutscht, über 700 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag Ende August in Florida. Bis dahin könnte er sich bei unabhängigen Wählern, die in der Präsidentenwahl am 6. November entscheidend sind, unmöglich gemacht haben, warnen Berater und sehen als einzigen Nutznießer derzeit den Mann im Weißen Haus: Barack Obama.

Der Autor ist Korrespondent

der WAZ-Gruppe