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Stotter der deutsch-französische Motor? : Gemeinsam rückwärts

16.04.2012
2023-08-30T12:17:29.7200Z
2 Min

Das deutsch-französische Verhältnis nach dem Zweiten Weltkrieg ist in drei Bildern erzählt: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in respektvoller Umarmung 1963, Helmut Kohl und François Mitterand 1984 Hand in Hand am Grab gefallener Soldaten und im Herbst 2010 Angela Merkel und Nicolas Sarkozy am Strand von Deauville. Das erste Bild ist Symbol der Aussöhnung, das zweite Zeugnis deutsch-französischer Annäherung und das dritte - schon viel pragmatischer - deutsch-französische Wirtschaftspolitik. Der deutsch-französische Motor läuft immer dann rund, wenn beide Länder ureigene Interessen einen. Derzeit, wo sich alles um die Wirtschaft dreht, gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Frankreich zahlte Investoren für neue Anleihen jüngst deutlich höhere Zinsen als Deutschland, die Arbeitslosigkeit stieg in Frankreich im Frühjahr auf fast drei Millionen, in Deutschland fiel sie auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung. Der französische Präsidentschaftskandidat François Hollande macht keinen Hehl daraus, dass er wenig von deutscher Sparpolitik und der politischen Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank hält. Sollte er tatsächlich die Wahl gegen Sarkozy gewinnen, wird der Motor so schnell nicht wieder anspringen. Für Europa ist das auch eine Chance. So romantisch ein deutsch-französischer Weg oft klingt, so hat er in den vergangenen Jahren oft in reiner Lobbypolitik gemündet. Dafür haben Deutschland und Frankreich gern mal den Rückwärtsgang eingelegt. In der Agrarpolitik stritten sie immer wieder für möglichst hohe Subventionen, auch wenn dadurch die ärmsten Länder geschädigt werden. Schärfere Verbrauchsvorgaben für Kleinwagen haben sie vor vier Jahren gemeinsam blockiert. Auf diesen Motor werden die Bürger gern verzichten.