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Frankophiler Naturschützer: Andreas Jung

16.04.2012
2023-08-30T12:17:29.7200Z
3 Min

Wer an den Begriff Nachhaltigkeit denkt, denkt zuerst an Umweltschutz und an die Wiederverwendung von Ressourcen. Auch Andreas Jung (CDU) tut das, denn schließlich ist der Umweltpolitiker seit 2009 Vorsitzender des Beirats für nachhaltige Entwicklung. Seit 2005 engagiert er sich im Umweltausschuss des Bundestages für den weltweiten Klimaschutz, kämpft gegen Fluglärm und sucht nach Lösungen für die Endlagerung atomarer Abfälle. Andreas Jung lebt für und liebt die Natur, sicher auch, weil er mit ihrer ganzen Schönheit aufgewachsen ist, in Stockach am Bodensee. Heute hat er hier einen der landschaftlich wohl schönsten Wahlkreise Deutschlands.

Jung zählt mit seinen erst 36 Jahren zu den jüngeren Abgeordneten des Bundestages. Doch schon lange ist sein politisches wie auch privates Leben von einer ganz anderen Nachhaltigkeit geprägt: der Bindung zu seiner "zweiten Heimat Frankreich", wie er sagt. Sie reicht weit zurück bis in die Irrungen und Wirrungen des Zweiten Weltkrieges. Nach Ende des Krieges verliebte sich sein in Freiburg stationierter Großonkel Paul als Besatzungssoldat in seine Tante. Sie folgte ihm schon bald nach Frankreich. Auch wenn Onkel Paul in den 1950er Jahren nach den schrecklichen Ereignissen des Krieges nicht allen in seiner Familie vermitteln konnte, warum er ausgerechnet eine Deutsche heiraten wollte, waren die beiden die Wurzel vieler neuer deutsch-französischer Freundschaften - auch der ihres Neffen Andreas: "Seit meinem dritten Lebensjahr war ich jeden Sommer bei meinen Verwandten in der Nähe von La Baule", erzählt er. In seiner Jugend wurden die Bindungen noch enger, beim Schüleraustausch oder durch die zahlreichen Freunde im Hause Jung, da der Vater Vorsitzender des Partnerschaftskomitees mit dem Örtchen La Roche-sur-Foron im Departement Haute Savoie war. Und auch seine Mutter, eine Französisch-Lehrerin, brachte ihm die Liebe zu Frankreich nahe. "Die wunderbare Landschaft, ob am Meer oder in den Bergen, die herzliche, dem Leben zugewandte Lebensart und die Gastfreundschaft haben mich immer begeistert", gerät Jung beim Erzählen ins Schwärmen.

So war es fast eine Selbstverständlichkeit, dass sich Jung, der nach einem Jurastudium als Rechtsanwalt arbeitete, beim Eintritt in den Bundestag gleich der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe anschloss. Im Frühjahr 2011 besuchte ihn im Rahmen eines gegenseitigen Austauschprogramms seine Kollegin Jacqueline Irles (UMP) aus der Nähe von Perpignan. Neben vielen gemeinsamen politischen Ansichten waren für ihn gerade auch die Unterschiede spannend: "Frau Irles ist gleichzeitig Bürgermeisterin und Abgeordnete. Bei uns ist das undenkbar, dort der Normalfall." Auch die Stellung der Abgeordneten unterscheidet sich in beiden Ländern voneinander, erzählt Jung: "In Frankreich werden die Kandidaten in der Regel von der Parteizentrale abgesegnet, während man bei uns vor allem im Wahlkreis gewählt werden muss." Im Gegenzug hat die Abgeordnete mit spanischen Wurzeln bei ihrem Besuch das Pensum der deutschen Abgeordneten in Berlin überrascht: "Unser von Montag bis Freitag durchgetakteter Terminplan hat sie sehr erstaunt." Die Franzosen sind zeitlich stärker in ihren Kommunen eingebunden. Auch der Altersdurchschnitt der französischen Abgeordneten ist höher als in Deutschland: "Junge Abgeordnete sind in Frankreich eher die Ausnahme", sagt Jung. Auf die Frage, ob es Nachwuchsprobleme in den deutsch-französischen Beziehungen gebe, räumt Jung ein, dass für viele "der Reiz des Neuen nicht mehr da ist". Umso mehr müssten diese Beziehungen eine "Daueraufgabe" sein: Jung arbeitet daran auch auf regionaler Ebene. Er ist Mitglied des Badisch-Elsässischen Gesprächskreises, in dem Abgeordnete, aber auch Bürgermeister und Regierungspräsidenten über deutsch-französische Themen beraten. Die Themenpalette reicht dabei von der Euro-Krise bis hin zum öffentlichen Nahverkehr oder dem umstrittenen Atomkraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze. "Das sind Themen, die man unter Freunden auch kontrovers besprechen kann", sagt Jung. Und weiß dabei, dass ihn vieles noch nachhaltig beschäftigen wird.