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Kurz notiert

01.10.2012
2023-08-30T12:17:38.7200Z
6 Min

Deutsch-französischer Parlamentspreis

Auch in diesem Jahr vergibt der Deutsche Bundestag und die Assemblée nationale den deutsch-französischen Parlamentspreis. Mit ihm werden alle zwei Jahre wissenschaftliche Arbeiten ausgzeichnet, die zu einem besseren gegenseitigen Verständnis der beiden Länder beitragen. Um die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung können sich deutsche und französische Staatsbürger bewerben, die ein juristisches, wirtschafts-, sozial-, politik- oder anderes geisteswissenschaftlichesoder geisteswissenschaftliches Werk verfasst haben, das als selbständige Veröffentlichung erschienen ist.

Gemeinschaftswerke von bis zu drei Verfassern können berücksichtigt werden, wenn sich alle Autoren gemeinsam bewerben und einen wesentlichen und nachvollziehbaren Beitrag zum Gesamtwerk geleistet haben.

Die Arbeit muss in deutscher oder französischer Sprache abgefasst sein. Pro Bewerber wird nur jeweils eine Arbeit in das Verfahren aufgenommen. Es werden sowohl Eigenbewerbungen als auch Nominierungen durch Dritte akzeptiert.

Der Bewerbung (Adresse siehe unten) sind beizufügen: Drei Exemplare des Werkes, ein Bewerbungsschreiben von höchstens einer Seite, ein Lebenslauf von höchstens zwei Seiten sowie eine Zusammenfassung des eingereichten Werkes von höchstens drei Seiten. Bewerbungsschluss ist der 5. November 2012.

Bundestag vergibt Medienpreis Politik

Seit 1993 vergibt der Deutsche Bundestag den Medienpreis Politik. Dieser würdigt hervorragende publizistische Arbeiten - sei es in Tages- oder Wochenzeitungen, in regionalen oder überregionalen Medien, in Printmedien, Online-Medien oder in Rundfunk und Fernsehen - die zu einem vertieften Verständnis parlamentarischer Praxis beitragen und zur Beschäftigung mit den Fragen des Parlamentarismus anregen. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wird vom Präsidenten des Deutschen Bundestages verliehen. Die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers erfolgt durch eine unabhängige Fachjury aus sieben renommierten Journalistinnen und Journalisten.

Die Bewerbungsfrist für das diesjährige Verfahren endet am 15. Oktober 2012. Der eingereichte Beitrag muss nach dem 30. September 2011 erschienen sein. Es werden sowohl Eigenbewerbungen als auch Benennungen durch Dritte berücksichtigt. Dem Bewerbungsschreiben sind zehn Exemplare der zur Auszeichnung vorgeschlagenen Arbeiten und Lebensläufe der Autoren beizufügen.

Bewerbungen oder Rückfragen zum Medienpreis und zum deutsch-französischen Parlamentspreis sind an folgende Adresse zu richten:

Deutscher Bundestag

Wissenschaftliche Dienste / WD 1

Platz der Republik 1

11011 Berlin

E-Mail: deutsch-franzoesischer-preis@bundestag.net bzw.

vorzimmer.wd1@bundestag.de

Telefon: +49 (0)30-227-38630

Fax: +49 (0)30-227-36464

Der amerikanische Historiker Eugene Rogan gilt als einer der besten Kenner der Geschichte des Orients. Mit seinem gut geschriebenen und quellenreichen Buch über "Die Araber" stellt er das erneut unter Beweis. Er erzählt von den Aufständen der Araber - zuerst gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkrieges, danach gegen die britischen und französischen Kolonialmächte - und ihren Unabhängigkeitsbewegungen, die am Ende den Sieg davontrugen. In klaren Sätzen beschreibt er die Geschichte der Radikalisierungen in den 1960er und 70er Jahren, ergänzt um die Rolle der Araber während des Ost-West-Konflikts und im Ölzeitalter. Während der arabische Nationalismus und Sozialismus scheiterte, konnten sich - auch mit Unterstützung des Westens - Diktaturen im Nahen Osten etablieren.

In der ersten Auflage des Buches, die 2009 erschien, spielte der "arabische Frühling" noch keine Rolle. Doch Rogan hatte schon schon damals prophezeit: Wollten "die arabischen Völker in den Genuss von Menschenrechten und einer verantwortlichen Regierung kommen", "Sicherheit und wirtschaftliches Wachstum erlangen wollen", würden "sie selbst die Initiative ergreifen müssen". Er empfahl ihnen, sich von ihrer konfliktreichen Geschichte zu lösen und für politische Reformen zu öffnen.

Von der gewaltigen Kräften des "Arabischen Frühlings" jedoch, der innerhalb von wenigen Monaten die autoritären Machtstrukturen in vier arabischen Staaten hinwegfegte, wurde nicht nur Rogan, sondern auch die vor Ort tätigen westlichen Journalisten überrascht. Von der internationalen Staatengemeinschaft ganz zu schweigen.

Wie sich arabische Welt weiterentwickelt, weiß der Orientalist jedoch auch nicht. Den Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak bezeichnet er als "das wohl bedeutendste politische Ereignis" im Nahen Osten seit der Islamischen Revolution 1979 im Iran mit Auswirkungen auf die gesamte Region. Konkreter wird der Historiker jedoch nicht.

Eugene Rogan:

Die Araber. Eine Geschichte von Unterdrückung und Aufbruch.

Propyläen Verlag, Berlin 2012; 736 S., 26,99 €

Der Bundestag beschäftigt sich zunehmend mit Europa; die im Juli zur Hilfe für Spanien durchgeführte Sondersitzung ist ein Beleg dafür. Aber nicht nur krisenbedingt steht Europa seit einiger Zeit häufig auf der Tagesordnung, sondern auch weil das deutsche Recht inzwischen zu einem großen Teil vom Unionsrecht determiniert wird. Etwa 80 Prozent der Gesetzgebung im Bundestag dürfte unter dem Einfluss europäischer Rechtsetzung stehen. Viele komplizierte Fragen der Europarechtswissenschaft bestimmen inzwischen die Tagespolitik. Als Beispiele genannt seien das sogenannte Bail-out-Verbot, die Wahlrechtsgleichheit bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und die Aufgaben der nationalen Parlamente bei der Kontrolle des Subsidiaritätsprinzips.

Das Unionsrecht bedarf daher fachkundiger Kommentierungen. Eine wichtige davon hat der renommierte Freiburger Europarechtler Jürgen Schwarze aktualisiert und wieder herausgegeben, zusammen mit den anerkannten Fachleuten Ulrich Becker, Armin Hatje und Johann Schoo. Der Kommentar erreicht seit dem Jahr 2000 bereits die 3. Auflage. Beeindruckend sind zunächst die Zahlen: Mehr als 50 Bearbeiter erläutern auf 2.700 Seiten die Verträge über die Europäische Union und deren Arbeitsweise sowie die EU-Charta der Grundrechte. Im Anhang sind wichtige Originaltexte abgedruckt.

Inhaltlich sind die Kommentierungen alle auf dem neuesten Stand. Sie bieten präzise und praxistaugliche Informationen. Angesichts der Finanzkrise ist es sehr hilfreich, dass nicht nur knochentrockene juristische Dogmatik geboten wird. Selbstverständlich finden sich so wichtige Begriffe wie "Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus". Der Leser wird jedoch ebenso fündig, wenn er nach Stichwörtern sucht, die die politische Diskussion prägen, wie "Eurokrise", "Rettungsschirm" und "Griechenland-Hilfspaket".

Fazit: Wer etwas zu den europäischen Verträgen wissen möchte und zum "Schwar-ze" greift, wird eine fundierte Antwort erhalten.

Jürgen Schwarze (Hg.):

EU-Kommentar

Nomos, Baden-Baden 2012; 3.021 S., 225 €