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Das Dilemma grüner Technologien

01.10.2012
2023-08-30T12:17:38.7200Z
2 Min

Enquete-kommission

Grüne Technologien: ein Zauberwort in der umweltpolitischen Debatte. Durch neue Techniken den Verbrauch von Ressourcen wie Öl, Kohle oder Erzen und den Schadstoffausstoß reduzieren, also Effizienz erhöhen: So soll das Ökosystem vor dem Kollaps gerettet werden. Doch die Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" goss jetzt Wasser in den Wein und warnte, die Einsparung von Rohstoffen durch Effizienzsteigerung werde oft durch den vermehrten Konsum von Ressourcen neutralisiert.

So lautet eine zentrale Botschaft des Berichts, den eine Projektgruppe, die sich mit Rohstoffpolitik befasst, vergangene Woche vorgelegt hat. Das Dilemma grüner Technologien wurzelt aus Sicht von Teamleiter Hermann Ott zum guten Teil im "Rebound-Effekt, der viel größer ist als gedacht". Diesen Faktor erläuterte der Grünen-Abgeordnete anhand des Autos: Effizientere Motoren verbrauchen weniger Benzin als ehedem, doch kann dieser Vorteil durch erhöhten Spritkonsum infolge von mehr Fahrkilometern, mehr PS und Extras wie Klimaanlagen wieder wettgemacht werden. Oder: Ein Hausbesitzer spart Geld durch Wärmedämmung und investiert diesen Gewinn dann in ökologisch problematische Flugreisen. Nach Erkenntnissen der Projektgruppe lassen sich sogar "Backfire-Effekte" registrieren: Durch den Einsatz moderner Technologien werden zuletzt mehr Ressourcen verbraucht als zuvor.

"Rebound" und "Backfire" seien, sagte Ott, "schwierig zu bekämpfen". Doch wie soll man aus dem Dilemma grüner Technologien herausfinden? Das lässt der Bericht offen. Dessen Verfasser haben zwar die Konsequenzen eines wachsenden Rohstoffkonsums eindringlich beschrieben: Vielfach seien die "Grenzen der Umweltnutzung bereits überschritten", mahnte Ott. Das gelte für den Klimawandel, die schwindende Artenvielfalt und die Stickstoffbelastung. Noch nicht geeinigt hat sich die Projektgruppe indes auf einen Forderungskatalog für die künftige Politik, was bis November geschehen soll. "Da liegt einiges an Zunder drin", so der Abgeordnete. Eine seit langem strittige Frage: Welches Gewicht sollen marktwirtschaftliche Instrumente oder staatlicher Dirigismus haben?

Ott meinte, es reiche nicht aus, den Ressourcenverbrauch langsamer als das Wachstum steigen zu lassen, der müsse vielmehr sinken. Dazu müsse man diesem Konsum "politisch Grenzen setzen".