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Rosstausch als Sauerei

VON JÖRG BIALLAS

25.02.2013
2023-08-30T12:23:54.7200Z
2 Min

Wenn eine Rosstäuscherei zur Sauerei wird, geht der Verbraucherschutz in Stellung. Skandal, schallt es durchs Land, die Fleischmafia hat wieder zugeschlagen und Fertigprodukte gepanscht! Schärfere Kontrollen! Höhere Strafen! Mehr Transparenz! Sofort und kompromisslos, so etwas darf nie wieder vorkommen!

Mehr Besonnenheit täte der öffentlichen Debatte mitunter gut. In der Tat: Wer Verbrauchern bewusst ein falsches Produkt unterjubelt, begeht einen Betrug und muss bestraft werden. Auch ist die Vorstellung, nicht wirklich zu wissen, was genau da in Pfanne und Ofen brutzelt, alles andere als appetitlich. Mit halbwegs ordentlich produziertem und verarbeitetem Pferdefleisch, so scheint es, ist man da ja noch gut bedient. Vorstellbar sind doch ganz andere Szenarien. Die hatten wir auch schon: Gammelfleisch, Dioxin-Eier, mit Darmkeimen verseuchte Sprossen …

All diese Vorfälle haben erstaunlicherweise aber nicht dazu geführt, dass Verbraucher sich endlich dafür interessieren, woher die Produkte eigentlich kommen, die sie ihren Familien auf den Esstisch stellen. Denn genau das wäre die beste Versicherung gegen falsch etikettierte Nahrungsmittel. Der Metzger an der Ecke weiß in aller Regel, wo und wie Kotelett oder Bratwurst hergestellt worden sind. Gewiss, diese Produkte sind teurer als Massenware aus dem Supermarkt. Und ein Verzehr setzt ein Mindestmaß an Kochkenntnis voraus. Seltener, dafür dann aber gutes Fleisch zu essen, ist allemal leckerer - und übrigens auch gesünder -, als täglich Billigprodukte zu servieren.

Stattdessen geht die Jagd auf Sonderangebote weiter. Fleisch aus Polen, Wein aus Bulgarien, Gurke aus Holland - Hauptsache preiswert. So wird der Verbraucher, das Opfer skrupelloser Lebensmittelproduzenten und -händler, als Käufer ungewollt zum Mittäter.

Mit Menschenverstand wäre zu erfassen gewesen, dass eine Tiefkühl-Lasagne, die weniger als ein Espresso im Café kostet, kein Spitzenprodukt sein kann. Gewiss, daraus ergibt sich keineswegs ein Freibrief für Hersteller, die Pflicht zur korrekten Kennzeichnung ihrer Produkte zu vernachlässigen. Allerdings könnte das Marktinstrument der Nachfrage ein ziemlich effektives Mittel des Verbraucherschutzes sein. Eines, das ganz ohne entschlossen klingende politische Absichtserklärungen und strengere staatliche Kontrollen auskäme.