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ORTSTERMIN: DIE KINDERTAGESSTÄTTE DES BUNDESTAGES : "Hast du auch eine Mama und einen Papa?"

04.11.2013
2023-08-30T12:24:07.7200Z
2 Min

Lautes Kinderlachen hallt durch den Flur, an den Wänden hängen selbstgemalte Bilder, davor stehen Tafeln und Spielzeuge. Eine Gruppe Jungen und Mädchen kommt den Gang entlang, alle sind verkleidet. Prinzessinnen in rosa Kleidchen sind darunter, Prinzen mit Krone, ein Vampir. Viele Gesichter sind geschminkt, schließlich ist gerade Halloween. Draußen geht es ebenfalls wuselig zu. Mit Jacken und Mützen dick verpackt, spielen die Kinder im Sandkasten oder auf dem Klettergerüst. Zwei Jungs sitzen auf der Schaukel, davor hat sich eine Schlange gebildet. "Ich will auch mal schaukeln", sagt ein Mädchen in Gummistiefeln trotzig. "Die Kinder lieben die Schaukeln", sagt Astrid Bahr, "davon könnten wir viel mehr haben."

Bahr ist Erzieherin und leitet die Kindertagesstätte des Bundestages. Zusammen mit 26 anderen Männern und Frauen betreut sie hier 120 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zum Schuleintritt. Insgesamt können bis zu 162 Kinder aufgenommen werden. Die Kita steht allen Mitarbeitern der Bundestagsverwaltung, Beschäftigten von Abgeordneten, der Fraktionen und den Parlamentariern selbst offen. "Wir sind eine ganz normale Kindertagesstätte", betont Bahr den Status ihrer Einrichtung, "wenn auch ein Exot innerhalb der Verwaltung." Der einzige Unterschied zu städtischen oder konfessionellen Einrichtungen sei, dass Anmeldungen quartalsweise angenommen würden und sich die Öffnungszeiten an den Arbeitszeiten des Bundestages orientierten. In den Wochen, in denen das Parlament tagt, ist die Kita eine Stunde länger geöffnet, nämlich bis halb sieben.

Die Kindertagesstätte des Bundestages geht auf eine Initiative von Annemarie Renger (SPD) zurück. Damit die Frauen in der Verwaltung des Parlamentes bald wieder arbeiten konnten, wurde 1970 die Kindertagesstätte des Bundestages in Bonn eröffnet. Nach dem Umzug des Parlamentes nach Berlin wurde 1999 auch hier eine Kita gebaut, nördlich des Paul-Löbe-Hauses des Bundestages, direkt neben der Spree. Beim Neubau wurde dabei auf den spielerischen Charakter des Gebäudes geachtet: farbige Wände, niedrige Aufbauten und Bullaugen auf verschiedenen Höhen in den Türen, damit auch die Kleinen durchsehen können. Die Idee für die Architektur stammt vom Wiener Architekten Gustav Peichl, der das Haus als "futuristisches Kasperle-Theater" beschrieb. Die Architektur weckt Assoziationen an ein Schiff, wozu auch die blaue Außenfarbe passt. Selbst das Dach ist ein Spielplatz, mit Rasen, einem Baum und vier farbigen Kobold-Figuren - Kunst am Bau.

Momentan sind die Kinder in elf Gruppen eingeteilt, davon sechs mit Kleinkindern und fünf mit Kindern ab dem Kindergartenalter. "Alle Gruppen haben sich ihre Namen selbst gegeben", erzählt Bahr, "da haben wir die Spatzen, Raupen, Kleckse und Fledermäuse, alles ist dabei." Die Kleinen haben ein volles Programm: Spielgruppen, Lese- und Musikstunden, Bewegungstraining und natürlich Mittagsschlaf stehen auf dem Plan. Astrid Bahr mag ihren Beruf, seit 1976 arbeitet sie schon in der Kita. Ihre schönste Erinnerung? "Als ich einmal gefragt wurde: Hast du auch eine Mama und einen Papa?"