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Kurz notiert

17.02.2014
2023-11-08T12:31:40.3600Z
4 Min

US-Präsident Barack Obama zeigte sich im Mai 2013 davon überzeugt, dass der seit dem 11. September 2001 geführte Krieg gegen den Terrorismus allmählich zu einem Ende kommen müsse. Das lehre die Geschichte und das verlange auch "die Demokratie von uns". Ungeachtet dieser Einsicht kommt der amerikanische Journalist und Pulitzer-Preisträger Mark Mazzetti zu einem ernüchternden Ergebnis: Von einer grundlegenden Revision oder gar von einem Ende der geheimen Kriegführung der USA können keine Rede sein - im Gegenteil.

In einem Meisterwerk des investigativen Journalismus zeichnet Mazzetti die Strategieweschel des US-Nachrichtendienstes CIA in den letzten zehn Jahren nach und lässt dabei auch die geheimen Drohnenoperationen nicht außen vor. Der Pulitzer-Preisträger zeigt, wie aus der weltweit operierenden Spionageorganisation innerhalb weniger Jahre eine "Tötungsmaschine" werden konnte. Immerhin hatte die CIA seit dem 18. Februar 1976 keine Attentate mehr verüben dürfen: Nachdem die schmutzigen Details des geheimen Programms zur Tötung ausländischer Staatschefs öffentlich geworden waren, hatte US-Präsident Gerald Ford die Reißleine gezogen und diese Aktionen verboten. Er hoffte, dass sich seine Nachfolger nicht mehr leichtfertig auf "schwarze Operationen" einlassen würden.

Weit gefehlt: Seit dem Jahr 2001 entwickelte sich die CIA zu einer Miniaturausgabe des Pentagons, müssen die Agenten militärische Operationen durchführen. Laut dem ehemaligen CIA-Direktor Michael Hayden verübt die Agency nach mehr als einem Jahrzehnt geheimer Kriegführung fast "nur noch gezielte Tötungsoperationen und Menschenjagden". Er warnte: "Der globale Geheimdienst der Nation" werde eines Tages seine Fähigkeit verlieren, das zu tun, wozu er eigentlich da sei: spionieren.

Mark Mazzetti resümiert, dass die gezielten Tötungen sowohl den Beifall der Republikaner als auch der Demokraten finden. In Washington sei man überzeugt, dass dem Drohnenkrieg die Zukunft gehört.

Mark Mazzetti:

Killing business. Der geheime Krieg der USA.

Berlin Verlag, Berlin 2013; 416 S., 22,99 €

Es ist gleich, welchen Aufwand die US-Geheimdienste betreiben, damit ihre geheimen Operationen auch geheim bleiben. In demokratisch verfassten Gemeinwesen mit einer freien Presse gibt es immer wieder außergewöhnliche Journalisten, die die Öffentlichkeit über die wahren Begebenheiten und Zusammenhänge unterrichten. Zu diesen investigativen Journalisten gehört Jeremy Scahill, Autor des im Jahr 2008 erschienenen Bestsellers über die Geschäfte und internationalen Einsätze der privaten Sicherheitsarmee "Blackwater". Seitdem spürt er den weltweiten und verdeckten Operationen von CIA und Pentagon nach, von denen die Öffentlichkeit allenfalls nach der Liquidierung bekannter Terroristen erfährt.

Das monumentale Panorama des US-Krieges gegen den Terror wird nicht nur in der Machtzentrale Washington gemalt, sondern vor allem an den Kriegsschauplätzen. Scahill reiste fünf Jahre lang an die Einsatzorte des "Joint Special Operations Command" im Irak, in Dschibuti, Afghanistan, Somalia und in Pakistan. Bei seinen Recherchen wurde er von einheimischen Journalisten unterstützt. Diesen Kollegen, die teilweise wegen ihrer Arbeit inhaftiert wurden oder auf der Suche nach der Wahrheit umkamen, widmete Scahill sein beeindruckendes Buch.

Besonders interessant sind seine Einblicke in den US-Drohnenkrieg gegen die Terroristen im Jemen, das neben Pakistan derzeit zum wichtigsten Rückzugsgebiet des islamistischen Terrornetzwerks Al Qaida gehört. Jeremy Scahill hegt keinen Zweifel daran, dass die USA auch mit dieser vermeintlich "intelligenten Kriegführung" den islamistischen Terrorismus nicht endgültig besiegen werden. Der Journalist sprach auch mit den Familienangehörigen der unschuldigen Opfer der Drohnenangriffe. Scahill betont, diese Angriffe würden erneut Hass auf die USA und neue Terroristen und Selbstmordattentäter hervorbringen.

Scahill Fazits: Es war falsch, auf den asymmetrischen Krieg der Terroristen mit gleichen Mitteln zu antworten. Zu den Kollateralschäden gehöre nicht zuletzt die amerikanische Demokratie selbst.

Jeremy Scahill:

Schmutzige Kriege. Amerikas geheime Kommandoaktionen

Verlag Antje Kunstmann, München 2013; 719 S., 29,95 €