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Lobgesänge und Ängste in Babelsberg

MEDIEN Die Filmbranche fordert eine Erhöhung des Förderfonds

12.05.2014
2023-08-30T12:26:14.7200Z
3 Min

"Nirgendwo sonst hätte ich den Film in 57 Tagen drehen können", schwärmt der französische Regisseur Christophe Gans vom Studio Babelsberg, wo er für 35 Millionen Euro das Märchen "Die Schöne und das Biest" inszenierte. "Ohne Zeitverzug konnte die Crew von einem Set zum nächsten wechseln." Mit seinem Lobgesang ist Gans nicht alleine. Babelsberg gehört zu den Top-Adressen des Films. In diesen Tagen steht hier Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence für die Teile 3 und 4 der Kultbuch-Adaption "Die Tribute von Panem" vor der Kamera. Trotzdem sind die Sorgenfalten auf der Stirn von Christoph Fisser und Charly Wöbcken, Geschäftsführer der Babelsberger Studios, nicht zu übersehen. Ihre Gespräche über neue Projekte leiden unter der Unsicherheit zur Zukunft des Deutschen Filmförderfonds (DFFF).

Gekürzte Mittel

Seit 2007 wird die hiesige Filmproduktion über den DFFF mit 60 Millionen Euro jährlich unterstützt. 15 Prozent des Budgets erhalten die Produzenten als Zuschuss. 2013 standen erstmals 70 Millionen Euro zur Verfügung. Auf diese Summe hoffte die Branche auch 2014. Im Entwurf des Bundeshaushaltes sind jedoch nur 60 Millionen Euro eingeplant. Das Finanzministerium begründet dies mit dem Umstand, dass 2013 nur knapp 63 Millionen Euro abgerufen wurden.

Gegen die Kürzung läuft die Filmwirtschaft dennoch in seltener Einmütigkeit Sturm. Selbst der Hauptverband deutscher Filmtheater, der gerne die Verstopfung der Kinos mit Dutzenden Filmen beklagt, die keine 10.000 Zuschauer anlocken, protestiert. Quantitativ schnellte die Zahl deutscher Filme ab 2007 nach oben. Doch nur Komödien wie zuletzt "Fuck ju Göthe" locken Millionen in die Kinos. Was fehlt, sind künstlerische Glanzleistungen.

Die Filmbranche will jedoch nicht nur die Aufstockung des DFFF im Haushalt erreichen. Gemeinsam mit Kulturstaatministerin Monika Grütters (CDU) und dem Parlament würde sie gerne Änderungen im Reglement des DFFF angehen. So zog sich das Fernsehen nach Einführung des DFFF aus der Finanzierung von Filmen zurück. Sein Anteil an den Budgets sank von 14 auf sieben Prozent. Eine Quote für die Beteiligung der Sender wäre - vor allem bei Dokumentarfilmen - sinnvoll.

Immerhin hatten CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbar, den Filmförderfonds, der bislang auf je drei Jahre befristet war, dauerhaft fortzuführen. In letzter Minute hingegen hatten die Unterhändler der Koalitionäre dagegen die Erhöhung des DFFF auf 70 Millionen Euro und der Wegfall der Kappungsgrenzen gestrichen. Vier Millionen Euro fließen automatisch vom DFFF für einen geförderten Film. Jeder weitere Cent muss von den Produzenten beantragt werden. Nach oben ist die Förderung auf zehn Millionen Euro gedeckelt. Bislang erhielt sie nur Tom Tykwers "Wolkenatlas".

Gutes Geschäft

Der mittelständischen deutschen Filmbranche fällt der Abschied von diesen Regeln schwer. Sie fürchtet, dass Hollywood den DFFF leert. Allerdings lohnen sich gerade diese Filme für den deutschen Staat. Steuern und Sozialabgaben des Studios Babelsberg und der Mitarbeiter übertreffen die Fördersumme um ein Vielfaches. Clooney, Tarantino oder Gans wären ohne den DFFF nie nach Deutschland gekommen. Doch die Akquise fällt den Babelsbergern trotz des DFFF nicht leicht, denn viele Länder Europas locken mit höheren Nachlässen. Litauen oder Island fördern jeden Film mit 20 Prozent der Gesamtbudgets. Großbritannien bietet 25 Prozent auf die ersten 20 Millionen Pfund, anschließend 20 Prozent des Budgets.

Die britische Regierung etablierte ihr Anreizmodell, damit Agenten-Ikone "007" nicht zum Dreh nach Prag zieht. Frankreich legte nach, nachdem Tarantinos "Inglorious Basterds" in Brandenburg entstand. Sein Star Brad Pitt spielt gerade in "Fury" erneut einen US-Soldaten, der 1945 deutschen Boden befreit. Gedreht wird in England. Das Studio Babelsberg hatte vergeblich mitgeboten.