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SPORT : Schluss mit dem »Weiter so«

Innenminister de Maizière und Abgeordnete sprechen sich für Reform der Sportförderung aus

09.02.2015
2023-11-08T12:40:19.3600Z
2 Min

Ein „Weiter so“ bei der deutschen Spitzensportförderung wird es nicht geben. „Die Struktur kommt auf den Prüfstand“, sagte der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) vergangene Woche während der Debatte zum 13. Sportbericht der Bundesregierung

(18/3523). Nicht zuletzt die „enttäuschenden Ergebnisse“ der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi hätten deutlich gemacht, dass Deutschland Gefahr laufe, den Anschluss an die absolute Weltspitze zu verlieren. Gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) müsse nun analysiert werden, „warum manche Verbände erfolgreicher sind als andere“, sagte de Maizière. Der Blick in die Zukunft gehe dabei über die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro hinaus. Er richte sich vielmehr auf die Jahre 2024 bis 2028, weil eine solche Neustrukturierung Zeit brauche. Was die Chance einer deutschen Bewerbung für die Sommerspiele 2024 oder 2028 angeht, so gab sich de Maizière optimistisch. Die Konzepte von Berlin und Hamburg passten gut in die Reform-Agenda des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die eine Abkehr vom Gigantismus vorsehe, betonte der Minister.

Statt mit der Olympiabewerbung befasste sich André Hahn von der Fraktion Die Linke mit dem der Debatte zugrunde gelegten 13. Sportbericht zur Lage des Sports in Deutschland. Vieles, was der Bundestag in einer Entschließung zum vorangegangenen

12. Sportbericht gefordert habe, sei nicht erfüllt worden. So sei die Olympiabewerbung Münchens gescheitert, ein Anti-Dopinggesetz noch immer nicht beschlossen und die Situation der Sportstätten vielerorts schlecht, kritisierte Hahn. Was die „nicht berauschenden“ Ergebnisse von Sotschi angeht, so forderte er, daraus Konsequenzen zu ziehen, sprach sich aber für die Fortsetzung einer differenzierten Sportförderung in den für Deutschland traditionellen Sportarten aus.

Kritik am Sportbericht übte auch Özcan Mutlu (Bündnis 90/Die Grünen). Es sei „eine absolute Missachtung des Bürgerwillens“, wenn man in dem Bericht verschweige, dass die letzten Bewerbungen an den fehlenden Mehrheiten vor Ort gescheitert seien, weil man die Bürger nicht mitgenommen habe. Mutlu ging auch auf die im Bericht lobend erwähnte Autonomie des Sports ein. Diese sei zwar grundsätzlich wichtig. Zu oft aber habe man die Verbände „einfach machen lassen“. „Eine gute Sportpolitik lässt die Verbände aber nicht mit den vielen gesellschaftlichen Themen und Anforderungen allein“, befand er.

Detlev Pilger (SPD) sprach schließlich das Thema Mindestlohn im Sportbetrieb an. Wenig Verständnis zeigte er dabei für die Kritik an den Dokumentationspflichten. In Sportvereinen sähen diese so aus, dass handschriftlich der Beginn und das Ende der Arbeitszeit in eine Liste eingetragen werden müssten. „Das ist durchaus leistbar“, urteilte er. Problematisch sei dagegen die Situation sogenannter Vertragsamateure, die formal als Minijobber gelten und damit unter das Mindestlohngesetz fallen. Dieses Problem sei aber erkannt und bei Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) „in den besten Händen“.

Das angekündigte Engagement der Arbeitsministerin in dieser Frage begrüßte auch Eberhard Gienger (CDU). Es sei gut, dass die Ministerin in Kürze ein Gespräch mit dem DOSB und dem Deutschen Fußballbund (DFB) zum Thema Mindestlohn in Sportvereinen führen wolle, betonte der Unionsabgeordnete.