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Aufgekehrt : Lauter Schweigen

07.03.2016
2023-08-30T12:29:57.7200Z
1 Min

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." Da stellt sich natürlich die Frage, ob man übers Schweigen schweigen sollte. Im universitären Walde herrscht dazu kein Schweigen. So entstehen dann Studien wie "Barockes Schweigen: Rhetorik und Performativität des Sprachlosen im 17. Jahrhundert" oder "Linguistik des Schweigens: Ein Kulturgeschichte des kommunikativen Schweigens".

Der Volksmund schweigt nie, wobei das nicht immer gut ist, denn er sagt ja einerseits, dass Schweigen Gold sei, aber dann steht das Volk andererseits irgendwo im Osten, grölt rum und schüchtert Flüchtlinge ein. Schweigespirale war gestern. Wer dann aber schweigt, dem wir vom Volksmund auch gern unterstellt, zuzustimmen, woraufhin Einstein mal gesagt haben soll, dass ein Schweigender nicht zwangsläufig zustimme, sondern manchmal einfach keine Lust habe, mit Idioten zu diskutieren. Und dabei kannte Einstein noch keine Facebook-Kommentarspalte, hatte aber (Gravitationswellen, q.e.d.) prophetische Fähigkeiten. Politik und Schweigen passen eigentlich nicht zusammen, schließlich gilt die politische Rede als Königsdisziplin. Witzigerweise galt aber gerade die Bundeskanzlerin lange als große Schweigerin, schaffte es aber dann, Worte zu finden, und geht seither in Talkshows.

Vor Gericht wiederum darf man schweigen. Das gilt in den USA auch für Richter. Dort schwieg sich bis vor kurzem Clarence Thomas, Richter am Obersten Gerichtshof, zehn Jahre lang aus und stellte bei den großen Anhörungen keine einzige Frage. Um es mit Depeche Mode zu sagen: "Words are very unnecessary, they can only do harm." Enjoy the silence! Sören Christian Reimer