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klimaschutz : Wenn der Bürgermeister aufs Rad umsteigt

Kommunale Projekte sollen zur Reduzierung des Energieverbrauchs animieren. Auch Kinder machen mit

07.03.2016
2023-08-30T12:29:57.7200Z
3 Min

Als sich im März 2013 rund 2.500 Schüler vor dem Trossinger Rathaus versammelten, glich die Szene einer Außenwette bei "Wetten dass". Bürgermeister Clemens Maier wettete mit den Schülern, dass sie es nicht schaffen würden, fünf Prozent der bisher im Jahresmittel verbrauchten Energie einzusparen. Bei verlorener Wette, so kündigte der Bürgermeister an, würde er eine Woche lang mit dem Rad von seinem außerhalb der Stadt gelegenen Wohnort ins Rathaus fahren. Auch die Schüler präsentierten damals ihre Wetteinsätze, die von Baumpflanzaktionen bis hin zur Pflege des Fußballplatzes oder Putzdiensten reichten. Die Energiesparwette bildete den Auftakt des Projekts "E-Checker - Klimaschutz in Trossinger Schulen", einer breit angelegten Kampagne zur Einführung von Energiesparmodellen in den Schulen der baden-württembergischen Kleinstadt. "Es galt, auch die Lehrer zu überzeugen", erinnert sich Sandra Kurz, Mitarbeiterin für Klimaschutz in der Stadtverwaltung. Acht Schulen, sechs Kindergärten und eine Musikschule beteiligten sich schließlich. Als Motivation fürs Mitmachen wurde auch eine finanzielle Beteiligung an den Einsparungen in Aussicht gestellt. Vor Ort wurden Energieteams gebildet. Deren Aufgabe war es, auf kleine, aber dennoch wirksame Änderungen des Nutzverhaltens zu achten, etwa das Licht nicht unnötig brennen zu lassen oder stoßweise zu lüften statt die Fenster im Winter dauerhaft gekippt zu halten. "Außerdem haben wir ein Energieheft für alle Schüler entwickelt, welches der Information, Dokumentation und Selbstkontrolle in den Klassen diente", erzählt Kurz.

Bessere Heizungssteuerung Parallel zur pädagogischen Arbeit wurden die Steuerung der Heizungsanlagen optimiert, Handbücher für deren Bedienung erstellt, die Hausmeister geschult und Vorschläge zur Sanierung der Steuerungsanlagen entwickelt. "Zugleich haben wir immer wieder nach Möglichkeiten gesucht, das Thema Energiesparen auch außerhalb der Schulen zu platzieren", sagt Kurz. Beim Trossinger Bürgertreff, der alle zwei Jahre verschiedene Veranstaltungen unter einem Motto bündelt, stand 2015 das Thema Energie im Mittelpunkt. Unter anderem präsentierten die Schüler eine Ausstellung zum Energiesparen. Und zum Abschluss der dreijährigen Projektphase im vergangenen Oktober gestalteten sie einen 2,5 Kilometer langen Energieparcours. "Da wir nicht wussten, ob die Einsparungen realisiert werden können, haben wir ganz bewusst eine mögliche Gewinnausschüttung nicht als wichtigstes Element unserer Kampagne eingesetzt", sagt Kurz. "Umso mehr haben wir uns gefreut, dass die Stadt ihren Haushalt entlasten konnte und bereits im ersten Jahr mehr als 6.000 Euro an die Schulen ausgezahlt werden konnten". Denn als die Stadtverwaltung im März 2014 das Ergebnis der Energiewette präsentierte, wurden die Erwartungen weit übertroffen. Der Stromverbrauch konnte um beinahe acht Prozent und der Wärmeverbrauch um fast zwölf Prozent gesenkt werden. Und der Bürgermeister stieg aufs Rad um.

Unterstützt wurden die "E-Checker" vom Bundesumweltministerium (BMUB) im Rahmen der Nationalen Klimaschutzoffensive. Allein im vergangenen Jahr förderte das BMUB mit 50 Millionen Euro mehr als 1.100 Klimaschutzprojekte. Deren Bandbreite reicht von Öffentlichkeitsarbeit und Beratungsangeboten bis zu investiven Maßnahmen. Ergänzend hierzu wird schon seit 2009 vom BMUB zusammen mit dem Deutschen Institut für Urbanistik ein kommunaler Klimaschutzwettbewerb ausgelobt, der vorbildliche Kooperationen und Aktionen prämiert. So konnten beispielsweise im vergangenen September in Flensburg 500 Mitarbeiter von Unternehmen und Schüler dazu motiviert werden, auch noch in der beginnenden "grauen Jahreszeit" zur Arbeit oder zum Unterricht zu radeln. Die CO2-Emissionen konnten auf diese Weise um 17 Tonnen verringert werden. Mehr als 60 Unternehmen im Industriegebiet Motzener Straße in Berlin-Tempelhof arbeiten im Klimaschutz zusammen. Erstes Etappenziel ist es, ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, beispielsweise durch den gemeinsamen Einkauf von Ökostrom, eine verstärkte dezentrale Energieversorgung oder die Nutzung von E-Bikes. In einem regionalen Energiemanagement "REM kommunal" geht der Landkreis Oldenburg gemeinsam mit mehreren Gemeinden das Energiesparen in öffentlichen Liegenschaften an. 32 Dörfer der Landkreise Northeim, Osterode und Göttingen wetteifern darum, möglichst viele Dachflächen für die Solarenergienutzung zu erschließen. Die Bewerbungsfrist für den aktuellen BMUB-Wettbewerb "Klimaaktive Kommune 2016" läuft noch bis Ende März..