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Frank Uekötter: Deutschland in Grün. Eine… : Kurz rezensiert

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015; 294 S., 30 €

06.06.2016
2023-08-30T12:30:02.7200Z
2 Min

Frank Uekötter erzählt in seinem neuen Buch die Geschichte des grünen Deutschlands. Aber nicht als stringente Aufstiegsgeschichte von der Umweltbewegung direkt ins "grüne Ökotopia", denn dazu sei die ökologische Erfolgsbilanz insgesamt zu "überschaubar".

Für Uekötter, der an der Universität Birmingham geisteswissenschaftliche Umweltgeschichte lehrt, liegen die Dinge überhaupt komplizierter. Eine allzu einfache Erzählung, die quasi umweltbewegte Menschen und Verbände gegen den Staat als vor allem Adressaten von Forderungen stellt, werde der Sache eben nicht gerecht. Zudem sei die Umweltbewegung nur als Wort ein Singular, in Wirklichkeit aber "vielstimmig" und in ihrem Inneren nicht spannungsfrei.

Die Rolle des Staates wiederum sei beispielsweise im Naturschutzbereich eine aktivere, hier sei lange eine Staatsnähe der gesellschaftlichen Verbände zu beobachten gewesen. Zudem dürfe abseits von Politik und Verbänden nicht übersehen werden, dass auch in lebensweltlichen Bereichen, etwa in Konsum-, Verkehrs- und Ernährungsfragen, die Menschen ihr Verhältnis zur "natürlichen Umwelt" aushandelten.

Diese drei "Handlungsfelder des Ökologischen" - Uekötter greift dabei auf Pierre Bourdieu zurück - bildeten den konzeptionellen Rahmen des gut lesbaren Buches. Das Zusammenspiel und Verhältnis dieser Felder beobachtet der Autor vom Kaiserreich bis in die Gegenwart, auch imt Schwenk in die ehemalige DDR. Insbesondere für die 1980er konstatiert Uekötter einen "Gleichklang" der Handlungsfelder, der im globalen Maßstab zu einem "bundesdeutschem Sonderweg" und zahlreichen umweltpolitischen Erfolgen geführt habe.

Diese Zeit sei aber nun schon ein Vierteljahrhundert vorüber, mahnt der Autor. Es sei an der Zeit, über neue Wege nachzudenken. Die Analyse der "Denkmuster" im Öko-Bereich, die Uekötter offeriert, bietet dafür viel Futter.