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Gastkommentare - Pro : Zentraler Baustein

ANMELDEPFLICHT für Prostituierte?

06.06.2016
2023-08-30T12:30:02.7200Z
2 Min

Kondome benutzt man, Frauen nicht", heißt einer der provozierenden Slogans, mit denen die Stadt Stuttgart derzeit gegen Armuts- und Zwangsprostitution zu Felde zieht. Seit Wochen wird über die ausgerechnet von einem grünen Oberbürgermeister verantwortete Kampagne gestritten. Erfreulich daran ist die Aufmerksamkeit, die auf die Schattenseiten des Sexgewerbes gelenkt wird. Ähnlich ist es mit dem Prostitutionsgesetz: Es erfüllt längst nicht alle Anforderungen an einen weitreichenden Schutz vor allem derjenigen Frauen, die fremdbestimmt im Rotlichtmilieu arbeiten. Doch trägt das Gesetz zumindest dazu bei, das Bewusstsein für ihre Nöte zu schärfen.

Die Koalition hat sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt. Gewiss wäre es besser, das Mindestalter der Prostituierten auf 21 Jahre anzuheben. Doch konnte sich die Union damit nicht durchsetzen. Folglich steht und fällt das Gesetz mit der Anmeldepflicht. Auch wenn sie im Ringen der Koalition abgeschwächt wurde, können die Behörden einen Überblick gewinnen, in welch flexibler Weise die meist ausländischen Frauen im Milieu agieren. Dies lässt Hinweise auf Strukturen des Menschenhandels erhoffen. Verbunden mit regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen dürfte die Anmeldepflicht auch abschreckend wirken. Prostituierte und erst recht ihre Hintermänner scheuen Transparenz. Unterm Strich könnten Angebot und Nachfrage somit zurückgehen.

Erstmals seit der rot-grünen Liberalisierung von 2002 wird der Entrechtung einer großen Zahl von Frauen etwas entgegengesetzt. Das ist besser als eine weitere Untätigkeit. Für eine generelle Freierbestrafung wie in Schweden oder bald in Frankreich ist die Zeit noch nicht reif.