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Kurz rezensiert

05.12.2016
2023-08-30T12:30:11.7200Z
2 Min

Die deutsche Gesellschaft hat den Stresstest des Jahres 2015 bestanden, lobt das Ehepaar Herfried und Marina Münkler. Der Politikwissenschaftler von der Berliner Humboldt-Universität und die Literaturwissenschaftlerin von der TU Dresden zählen in ihrer Aufklärungsschrift nicht mehr nur die Alteingesessenen zu den Deutschen, sondern auch die Migranten und Flüchtlinge mit Bleibeperspektive. Angesichts der geringen Reproduktionsneigung der "Bio"-Deutschen sei die deutsche Gesellschaft auf Zuwanderung geradezu angewiesen, müsse sich neu erfinden und ihre Identität an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Umgekehrt erwarten die Autoren von den Neuankömmlingen, dass sie sich integrieren und darauf verzichten, sich in Parallelgesellschaft gegen die deutsche Mehrheitsgesellschaft abzuschotten.

Den "alten Deutschen" werfen Herfried und Marina Münkler vor, "an der ethnischen Geschlossenheit des Volkes" festzuhalten und damit die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft zu den "neuen Deutschen" zu blockieren. Letztere stünden für ein "weltoffenes und nicht mehr ausschließlich ethnisch definiertes Deutschland". Auch die Neuankömmlinge müssten sich entscheiden, "ob sie überhaupt Deutsche werden wollen". Dazu gehöre in erster Linie die Übernahme der "deutschen Grundwerte". Die Autoren vertiefen an dieser Stelle leider nicht, wieso es gerade für Menschen mit Migrationshintergrund wichtig ist, Grundrechtsträger zu sein. Schließlich ermöglicht erst die Staatsangehörigkeit die gleichberechtigte Teilhabe an der politischen Willensbildung des Volkes.

Stattdessen konzentrieren sie sich darauf, Bedingungen für eine gelingende Integration zu skizzieren. Zwar warnen die Autoren vor übertriebenem Optimismus, dennoch könne Deutschland in Zukunft von den Migranten profitieren, wenn es bereit sei, Geld in Bildung und Ausbildung zu investieren. Zudem müsse die gesetzliche Grundlage für eine geregelte Zuwanderung schaffen, lautet das Fazit des empfehlenswerten Buches.