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Ernährung : Soja und Seitan

Transparenz bei veganen Lebensmitteln

19.12.2016
2023-08-30T12:30:12.7200Z
3 Min

Würstchen mit Kartoffelsalat oder Gänsekeule mit Rotkohl? Jahr für Jahr stellt sich zu Heiligabend an deutschen Esstischen die gleiche Frage. Immer mehr Menschen entscheiden sich inzwischen aber auch für ein Seitan-Steak oder ein Soja-Schnitzel. Auch sie sollen künftig genau wissen, welche Inhaltsstoffe in ihren veganen oder vegetarischen Produkten zu finden sind. Darauf zielt ein Antrag der Koalition (18/10633) ab, der vergangene Woche gemeinsam mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Ernährungspolitischen Bericht 2016 (18/8650) diskutiert wurde.

Dabei sah sich Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) Kritik der Opposition, aber auch aus Reihen der SPD ausgesetzt. Der Minister setze beim Kampf gegen schadstoffbelastete Lebensmittel "nach wie vor auf Freiwilligkeit und guten Willen", statt klare gesetzliche Regelungen zu treffen, kritisierte Karin Binder (Die Linke). Dem hielt Katharina Landgraf (CDU) entgegen, das Ziel, dass sich die Menschen gesund und ausgewogen ernähren, werde man nicht mit Verboten und Maßregelungen erreichen.

Reduktionsstrategie Nicole Maisch (Grüne) wies darauf hin, dass der im Bericht des Ministers erwähnte Gesetzentwurf zur Änderung des Lebens- und Futtermittelgesetzes aus dem Jahr 2015 noch immer nicht im Kabinett verabschiedet worden sei. Elvira Drobinski-Weiss (SPD) bemängelte, dass die konkreten nächsten Schritte der Nationalen Reduktionsstrategie noch nicht vorlägen, obwohl dies bis Ende 2016 geplant gewesen sei.

In Sachen gesunder Ernährung sei keine Verbotspolitik gefragt, betonte Ernährungsminister Schmidt zu Beginn der Debatte. Der Staat dürfe nicht vorschreiben, was gegessen werden soll. Im Übrigen, so Schmidt, sei die Lebensmittelsicherheit "so gut und so hoch wie nie zuvor".

Gegen Bevormundungen wandte sich auch Katharina Landgraf. Freude am Kochen und am gemeinsamen Essen sei wichtig für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, sagte sie. Zwar brauche man auch Wissen, um zu erkennen, wo versteckte Salz-, Fett- und Zuckerfallen lauern. "Viel wichtiger ist es aber, die eigene Ernährung ganz praktisch zu sehen und einfach loszulegen", sagte die Unionsabgeordnete.

Nährwerttabelle Was die Kennzeichnungspflicht angeht, so sprach sich Minister Schmidt für eine klare Regelungen aus. "Was draufsteht, muss auch drin sein", forderte er. Daher sei es gut und richtig, dass seit dieser Woche eine verständliche Nährwerttabelle bei allen verpackten Lebensmitteln Pflicht sei.

Kennzeichnung sei sehr wichtig, bestätigte Karin Binder. "Aber warum wehren Sie sich nach wie vor gegen die Ampelkennzeichnung?", fragte die Linken-Abgeordnete den Minister. Die von Schmidt gelobten "verständlichen" Nährwerttabellen "in 0,2 Millimeter-Größe" könnten viele nicht lesen. Eine farbliche Unterlegung sei die einfachste Lösung, befand sie. Binder ging auch auf den von der Koalition vorgelegten Antrag ein, der fordere, klare und verlässliche Rahmenbedingungen für vegane und vegetarische Lebensmittel zu schaffen. Darin sei vieles richtig. Allerdings gebe es ein nicht akzeptables Hintertürchen, wenn darin zu lesen sei, dass "Lebensmittelhersteller, die von der in den Leitsätzen der deutschen Lebensmittelbuchkommission beschriebenen Qualität abweichen, diese Abweichung auf ihren Produkten deutlich machen müssen". Aus Sicht Binders muss ein Produkt vegan oder vegetarisch sein "oder eben nicht".

Elvira Drobinski-Weiss forderte den Ernährungsminister zu verstärktem Handeln auf. So müsse unbedingt bis Anfang des kommenden Jahres die von ihm angekündigte "umfassende Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 um die Hälfte" vorgelegt werden, forderte die SPD-Politikerin. Auch die nächsten Schritte der Nationalen Reduktionsstrategie zur Reduzierung von Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln könne der Minister nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag hinausschieben.

Website offline In die gleiche Kerbe schlug Nicole Maisch. Die Grünen-Abgeordnete kritisierte, die Bundesländer warteten seit Jahren auf eine sichere Rechtsgrundlage, die es ihren Behörden ermöglicht, erhebliche Hygienemängel zu veröffentlichen. Der von Schmidt dazu angekündigte und in dem Bericht auch erwähnte Gesetzentwurf zur Änderung des Lebens- und Futtermittelgesetzes liege aber noch immer nicht vor. Ohnehin sei der Bericht ein "Scheinriese", sagte Maisch. "Je näher man ihm kommt, desto kleiner und mickriger wird er." Beleg dafür sei auch die Aufklärungskampagne zu Energydrinks, die im Bericht gelobt werde. "Die entsprechende Website ist aber seit Anfang August off- line", so Maisch. Positiv bewertete sie, dass künftig etwas für die Transparenz bei veganen und vegetarischen Produkten gemacht werden soll. "Ich würde jetzt aber nicht darauf wetten, dass der Minister es umsetzt", fügte sie hinzu.