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Parlamentarisches Profil : Der Transatlantiker: Omid Nouripour

27.12.2016
2023-08-30T12:30:12.7200Z
3 Min

Omid Nouripour war entsetzt. "Als feststand, dass Donald Trump Präsident der USA wird.,war,mein erster Gedanke: Oh, Gott - was kommt jetzt auf uns zu", erinnert sich der außenpolitische Sprecher der GrünenFraktion. Schließlich, so sagt er, habe Trump im Wahlkampf und auch danach zu so gut wie jedem Thema ständig andere Positionen eingenommen.

Den Gedanken, dass sich die USA unter Präsident Trump tatsächlich nur noch mit sich selbst beschäftigen und die Entwicklungen in der Welt weitgehend ignorieren, hält er für eher unwahrscheinlich. "Mit Isolationismus ist noch nie ein Land auf der Welt groß geworden", sagt der 41-Jährige. China beispielweise sei Hauptschuldner der USA und habe daher großen Einfluss darauf, was in der US-Wirtschaft passiert.

Und auch die Annahme, die USA würden ihre militärischen Engagements im Ausland beenden, trifft seiner Ansicht nach nicht zu. "Trump hat gesagt, es wird kein militärisches Engagement der USA mehr geben, es sei denn, es sei im Interesse der USA. Das ist eine Hintertür, die ist so groß, da passen mehrere Panzer-Divisionen durch", betont Nouripour.

Wie auch immer - Europa muss sich wohl auf drastische Veränderungen bei der Sicherheitspolitik einstellen, oder nicht? "Die mit Abstand wichtigste Aufgabe deutscher Außenpolitik muss es sein, den Zusammenhalt der EU zu gewährleisten. Unser Friede, unser Wohlstand hängt unabdinglich davon ab", sagt Nouripour. Um den Zusammenhalt zu schaffen, müsse aber auch auf die Sorgen einzelner Partner eingegangen werden. "Es gibt eine mannigfaltige und von mir nachvollziehbare Angst vor Russland - nicht nur im Baltikum. Wenn die Amerikaner dem Baltikum keine Garantien mehr geben wollten, müsste es die EU tun. Dafür brauchen wir eine Vertiefung der Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich", fordert der Grünen-Politiker.

Gleichwohl hat Nouripour die Hoffnung, dass die "ungemein wichtigen" transatlantischen Beziehungen erhalten bleiben. "Die Amerikaner haben in ihrer Geschichte schon mehrfach gesagt, sie bräuchten uns nicht. Dann haben sie aber wieder gemerkt, dass das falsch ist", sagt er.

Trump hin oder her: Für Omid Nouripour, der sich als "überzeugten Transatlantiker" bezeichnet und seinen Fuß schon in 40 der 51 Bundesstaaten gesetzt hat, waren und bleiben die USA ein "wundervolles, großartiges Land mit nicht immer einer tollen Regierung, aber einer tollen Gesellschaft". Die Zivilgesellschaft in den USA sei die vitalste auf dem ganzen Planeten. "In vielen Fragen, bei denen wir Grüne Bündnispartner brauchen, finden wir sie in den USA, weil man sich dort mit diesen Themen schon befasst hat." Die Auseinandersetzung um ökologische Fragen stamme aus der Zivilgesellschaft der USA, führt Nouripour als Beleg an.

Mag es in den USA auch noch so toll sein - die "schönste Stadt der Welt" ist laut Nouripour Frankfurt am Main. 1975 im Iran geboren kam Nouripour als 13-Jähriger in die hessische Metropole. Seine Familie hatte schon in den 1970er Jahren dort eine Wohnung gekauft. Dass er Mitte der 1990er Jahre den Schritt in die Politik wagte, hat auch mit Cem Özdemir zu tun, erzählt er. "Als der 1994 in den Bundestag gewählt wurde, ist mir klar geworden, dass man gar nicht blond und blauäugig sein muss, um in Deutschland Politik zu machen." Bei den Grünen gelandet ist er im Übrigen unter anderem, weil man ihn dort nicht gefragt hatte, "wo kommst du her". Immer noch, so freut er sich, spiele bei seiner Partei die Herkunft keine Rolle.

Fragt man ihn jetzt, wo er herkommt, lautet die Antwort: Frankfurt. Dort lebt auch seine Familie. "Die schönste Zeit in meinem Leben ist die, die ich mit meiner Familie verbringe", sagt Nouripour. Und dennoch: "So richtig abspannen kann ich nur, wenn ich auf meinem Hometrainer sitze, laut Frankfurter Rap höre und mit der Eintracht auf der Playstation die Champions League gewinne."