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Arbeit 4.0 : Den Kuchen fair teilen

Chancen und Risiken der Digitalisierung

27.03.2017
2023-08-30T12:32:18.7200Z
2 Min

Um eine neue Stufe einer Entwicklung zu benennen, sind Zahlen mitunter hilfreich. Beim Thema Internet fing es vor Jahren mit 2.0 an. Mittlerweile ist die Diskussion über Digitales bei 4.0 angekommen. Beispiel: Arbeit 4.0. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat sogar ein eigenes "Weißbuch Arbeiten 4.0" verfasst, in dem die Chancen und Risiken des Wandels der Arbeitswelt analysiert werden.

In der vergangenen Woche debattierte der Bundestag ebenfalls darüber. Anlass war die erste Lesung eines Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/10254). Darin fordert sie unter anderem, Arbeitszeiten und Arbeitsorte stärker an den Bedürfnissen der Beschäftigten auszurichten, den Beschäftigtendatenschutz zu stärken und mehr als bisher in die Qualifizierung der Beschäftigten zu investieren.

Kerstin Andreae, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, betonte: "Weiterbildung und Qualifizierung darf nicht vom Geldbeutel abhängen." Agenturen und Jobcenter müssten zu Zukunftsagenturen für Arbeit und Weiterbildung ausgebaut werden, um Arbeitssuchende und Erwerbstätige aktiv bei der Weiterbildung zu unterstützen. Sie forderte darüber hinaus eine bessere soziale Absicherung von Selbstständigen. Selbstständigkeit sei eine wichtige Innovationsquelle unserer Wirtschaft. "Die Sorge vor der sozialen Absicherung darf nicht das kreative Potenzial des Einzelnen lähmen", warnte Andreae und warb für die Idee einer Bürgerversicherung für alle.

Uwe Lagosky (CDU) lobte das duale Ausbildungssystem und die Hochschulbildung in Deutschland als solide Startgrundlage für junge Menschen. Es sei richtig, dass über den Zugang zu guter Bildung nicht wie in den USA der Geldbeutel entscheide. Dennoch müsse man sich fragen, wieso es in den USA deutlich mehr Firmengründungen gebe als hierzulande. "An dieser Baustelle müssen wir noch erheblich arbeiten", sagte Lagosky.

"Entscheidend ist doch: Kommen die Produktivitätsgewinne der Digitalisierung einseitig den Unternehmen zugute oder gelingt es uns durch gesetzliche Regelungen, dass auch die Beschäftigten, zum Beispiel über kürzere Arbeitszeiten oder Bildungszeiten, davon profitieren?", fragte Klaus Ernst (Die Linke). Das Ziel der Arbeitgeber sei die Unterordnung der Beschäftigten unter die technischen Möglichkeiten. Deshalb brauche es einen gesetzlichen Rahmen für die Flexibilitätswünsche beider Seiten, sagte Ernst.

Auch Katja Mast, Sprecherin für Arbeit und Soziales der SPD-Fraktion, bezeichnete die Frage der Verteilungsgerechtigkeit als zentralen Aspekt. Die Investition in Qualifikationen sei der Schlüssel, damit die Beschäftigten auch in Zukunft ihren Teil vom Kuchen abbekämen. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die Gesellschaft müssten dabei an einem Strang ziehen, forderte sie und verwies auf das vom SPD-Vorsitzenden Martin Schulz und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) entwickelte Konzept für ein "Arbeitslosengeld Q" und den Ausbau der Bundesagentur für Arbeit zu einer Bundesagentur für Arbeit und Qualifizierung.