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Parlamentarisches Profil : Die Landwirtin: Carina Konrad

13.11.2017
2023-08-30T12:32:29.7200Z
3 Min

D as Ansehen ihres Berufsstandes brennt ihr auf der Seele. Landwirtschaft - hat dazu nicht jeder irgendwie eine Meinung? Als betroffener Verbraucher gerne auch eine kritische? "Da glauben alle Menschen, beurteilen zu können, was richtig und falsch ist," sagt Carina Konrad, im September neu für die FDP in den Bundestag eingezogen.

Neuerdings war es wieder die Debatte um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, verbunden mit der Klage über ein unverhofftes Insektensterben, in der sich nach ihrem Empfinden die Bauern zu Unrecht am Pranger wiederfanden. Da werde mit "unsachlichen Basisinformationen" hantiert. Es würden "Ängste und Befürchtungen geschürt, um Dinge zu verfolgen, die mit der Sache nichts zu tun haben". Dabei gehe es doch darum, "mit den Akteuren Lösungen zu suchen". Die Landwirte, meint Konrad, seien dazu bereit.

Seit 2005 bewirtschaftet die 35-jährige Agraringenieurin gemeinsam mit Mann und Eltern 300 Hektar Acker und Wiese mit 120 Milchkühen in Bickenbach, einer 340-Seelen-Gemeinde auf der Höhe des Hunsrücks jeweils 15 Kilometer von Rhein und Mosel entfernt. An klaren Tagen geht von hier der Blick bis in die Eifel.

Carina Konrad hat die Liberalen seit jeher als ihr politisches Biotop gesehen: "Es kam ganz einfach nie etwas anderes für mich in Frage als eine Partei zu wählen, die Selbstbestimmung und Freiheit in den Vordergrund stellt.". Der Moment, in dem Sympathie in den Entschluss zur Mitgliedschaft umschlug, ist ihr genau in Erinnerung. Es war im Sommer 2015, als sie die Zeitung aufschlug und las, dass ein Kollege, ein Landwirt in der benachbarten Eifel, sich für die FDP um ein Mandat im rheinland-pfälzischen Landtag bewarb: "Ich kannte den Mann nicht. Der wohnte ja 150 Kilometer von mir entfernt." Sie rief bei Marco Weber an, half ihm im Wahlkampf aus, trat "von heute auf morgen" den Liberalen bei: "Eine der besten Entscheidungen in meinem Leben."

Als Teilzeitkraft in Webers Landtagsbüro lernte Konrad seit Mai 2016 einen parlamentarischen Betrieb aus der Nähe kennen. In der Hunsrück-FDP ging es steil nach oben: Vorsitzende des Amtsverbandes Emmelshausen im Februar 2016, FDP-Chefin im Rhein-Hunsrück-Kreis im Oktober 2016, einen Monat später Wahlkreiskandidatin mit Platz vier auf der Landesliste Rheinland-Pfalz. Am 25. September war sie erstmals als Abgeordnete zur konstituierenden Fraktionssitzung in Berlin, seither pendelt sie mindestens zweimal in der Woche zwischen Bickenbach und der Hauptstadt.

Ende Oktober konnte sie ein Büro in der Schadowstraße beziehen, das sie bis auf Weiteres mit zwei Kollegen und deren Mitarbeitern teilen muss, "ein bisschen beengt" natürlich, aber: "Wir machen uns das jetzt mal schön." Im Bundestag zählt Konrad zu einer raren Spezies. Die landwirtschaftliche Fachpresse zählt nicht mehr als zehn Volksvertreter aus dem Agrarsektor. Der Platz im künftigen Landwirtschafts-Ausschuss dürfte der FDP-Politikerin, die obendrein auf eine 2009 begonnene Tätigkeit im rheinland-pfälzischen Bauern- und Winzerverband zurückblickt, wohl sicher sein.

Mit idyllischen Vorstellungen des Landlebens hat die Praktikerin nichts im Sinn. Ein bäuerlicher Betrieb ist in ihren Augen ein Unternehmen, das sich an den Maßstäben des Weltmarktes zu messen hat. Der Markt bietet Raum für Öko-Produzenten insofern, als sie die Bedürfnisse von Menschen bedienen, die bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Im Übrigen gilt für Konrad der Erfahrungssatz, "dass die Masse der Menschen Wert legt auf günstige Nahrungsmittel". Daran habe die Branche ihre Kalkulation auszurichten.

Die Frage sei: "Will ich, dass meine Kinder und Enkel auch noch Milch aus Deutschland trinken?" Diesem Anliegen sei mit "Verbotspraktiken" und "Bevormundung" nicht gedient, eher schon mit konsequenter Innovation. Durch die Nutzung digitaler Technik lasse sich etwa der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln um bis zu 90 Prozent reduzieren. Für Konrad ist das die Zukunft der Landwirtschaft.