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Gastkommentare - Contra : Im Gegenteil

Politik und Sport Trennen?

18.06.2018
2023-08-30T12:34:30.7200Z
2 Min

D ie "Autonomie des Sports" ist ein hohes Gut, im Prinzip. Die Welt des Fußballs soll ebenso wie die Olympische Bewegung frei von politischer Einflussnahme ihre hehren Ideale verfolgen dürfen: Völkerverständigung, Freiheit, Menschenrechte. Das ist die schöne Idee. In der Praxis indes haben Fifa und IOC ihre Unantastbarkeit vor allem dazu genutzt, möglichst viel Geld zu verdienen. Gastspiele etwa in China, Russland oder Katar sollen vor allem neue Finanzquellen erschließen und nicht dort Werte propagieren. Daher ist die Politik aufgerufen, sich einzumischen und den Sport vor seinen eigenen Funktionären zu schützen.

Es geht nicht darum, Athleten zum Boykott zu zwingen. Was wäre gewonnen, wenn die deutsche Weltmeistermannschaft nicht bei der WM in Russland antreten würde? Höchstens enttäuschte Athleten und eine weitere Verhärtung der politischen Fronten, wie man seit den Olympischen Spielen 1980 weiß. Im Gegenteil: Mitglieder von Regierung und Parlament sollten der Mannschaft nach Russland hinterher reisen, sollten Menschenrechtsverstöße anprangern, die Annexion der Krim und den Krieg in der Ost-Ukraine - also Missstände zum Thema machen, die die Funktionäre lieber verschweigen - und zugleich versuchen, Brücken zu bauen zwischen Russland und Deutschland.

Es wäre ein Fehler, die große Bühne einer Fußball-WM nur dem russischen Präsidenten zu überlassen. Nichts spricht dagegen, dass die Bundeskanzlerin zur Weltmeisterschaft nach Moskau fliegt. Vielleicht entfaltet das von Milliarden Menschen verfolgte Spektakel ja doch die völkerverbindende Kraft, von der die Funktionäre so häufig reden. Aber die Politik sollte nachhelfen.