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Aufgekehrt : Revolution im Badischen

23.07.2018
2023-08-30T12:34:31.7200Z
2 Min

Karlsruher werden auch mal melancholisch, wenn sie an die Vergangenheit denken. Wer weiß noch, dass man selbst einmal Hauptstadt eines stolzen Landes Baden war, von einem Großherzog regiert, der einem König praktisch gleichstand. Das Land gibt es seit 1952 nicht mehr, als man nach einem Plebiszit im Südweststaat Baden-Württemberg aufging. Seither schauen die Badener misstrauisch Richtung Landeshauptstadt Stuttgart, ob man nicht bei Fördermaßnahmen von den listigen Württembergern (pauschal Schwaben genannt) wieder mal ausgetrickst worden ist.

Zur Linderung der fortwährenden Wunde rächen sich die abwertend "Gelbfüßler" genannten Badener mit Racheaktionen gegen die "Schwaben". Kürzlich haben Verantwortliche in Karlsruhe rotzfrech die alte gelb-rot-gelbe Badenflagge auf dem Turm des früheren Residenzschlosses aufgezogen - offiziell als Werbung für die Ausstellung "Revolution für Anfängerinnen" im dortigen Landesmuseum, in der es auch um die badischen Revolutionäre des März 1848, Friedrich Hecker und Gustav Struve, geht. Dagegen erfolgte ein knochentrockenes Veto aus dem Stuttgarter Staatsministerium wegen einer Vorschrift, wonach solche Insubordination nicht erlaubt ist. Dies erzeugte mächtig Ärger in Karlsruhe, so lange, bis der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann ("Wir sind ja keine Doktrinäre") persönlich einschritt und eine Ausnahme für die Ausstellungszeit zuließ. Im Internet hat man aber Blut geleckt gegen Stuttgart und erinnert an Friedrich Heckers Worte von 1848, dass man nun "an die Stelle nutzloser Reden die Tat setzen" müsse. Handlungsanweisungen könnte ein Spiel in der Schlossausstellung geben, das eigene persönliche revolutionäre Potenzial zu erkunden.