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Die Ärztin : »Es ist eine Pflicht, bei Einsätzen mitzumachen«

20.08.2018
2023-08-30T12:34:34.7200Z
2 Min

Immer nur Stallwache halten, während die Kollegen im Feld ihren Mann stehen, das ist nicht im Sinne von Helke Zielonka gewesen. "Wir sind eine Einsatzarmee", sagt die promovierte Sportärztin und Allgemeinmedizinerin. "Da sehe ich es als Pflicht, mitzumachen." Seit 1999 leitet Zielonka als Oberfeldarzt das Sanitätsversorgungszentrum der Bundeswehr bei Potsdam. Sie trägt die Verantwortung für die truppenärztliche und truppenzahnärztliche Versorgung von 1.300 Soldaten. Als Ärztin hat sie in Führungspositionen an Einsätzen in Bosnien und Herzegowina, im Kosovo und mehrmals in Afghanistan teilgenommen - freiwillig. Als das Lager in Kundus angegriffen wurde, konnte sie vor der Nachrichtensperre noch ein Lebenszeichen absetzen - ihren Sohn, der ohnehin unter den mit Gefahren verbundenen Abwesenheiten der Mutter litt, hat das beim Lesen der Nachrichten aufrecht gehalten. "Ohne das Wissen, dass es mir gut geht, hätte er die Schlagzeilen wohl nicht ohne Weiteres verkraftet."

Zielonka kam als Seiteneinsteigerin zur Bundeswehr. Zu DDR-Zeiten hatte sie als zivile Ärztin Leistungssportler im Armeesportclub Potsdam betreut und wurde von der Bundeswehr übernommen. 1992 entschied sie sich, Soldatin zu werden. Zwar habe sie da neu angefangen, aber Doktortitel, Berufserfahrung und gute Leistungen hätten ihr schnell Achtung verschafft. "Da hat man gemerkt, dass ich als Ärztin kein Frischling war." Benachteiligt habe sie sich weder als Frau noch als aus dem Osten stammend je gefühlt. "In Uniform sind alle gleich." Ihrer Ansicht nach ist die Bundeswehr der einzige Ort, an dem es innerhalb kurzer Zeit gelang, die Unterschiede zwischen Ost und West relativ schnell anzugleichen.

Aus einer Verpflichtung auf vier Jahre wurde 2003 eine Entscheidung für eine Karriere als Berufssoldatin; damals beinhaltete ihre Stelle regelmäßige Besuche auf Truppenübungsplätzen und Rettungseinsätze, außerdem konnte sie bei der Personalauswahl mitreden. Seit dem Aussetzen der Wehrpflicht bekommt Zielonka neue Mitarbeiter zugeteilt; ein Umstand, den sie genauso kritisch sieht wie den generellen Wandel in der Außendarstellung der Bundeswehr. Es bestehe das Risiko, dass soldatische Tugenden wie Kameradschaft, Teamgeist und Pflichtbewusstsein verloren gingen, wenn die Bundeswehr wie ein herkömmlicher Arbeitsplatz wahrgenommen werde. Beim Nachwuchs vermisst die ruhig und zugleich bestimmt auftretende Frau häufig Fähigkeiten "im grünen Bereich", also in der Einsatzbereitschaft - genauso wie ihr diese Feldeinsätze derzeit fehlen. Im nächsten Jahr geht die 62-Jährige in Pension, dann will sie sich neuen Herausforderungen stellen; die Pläne und ein Grobkonzept, wie sie diese umsetzen möchte, stehen bereits.