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Parlamentarisches Profil : Der Nato-Freund: Karl A. Lamers

08.04.2019
2023-08-30T12:36:19.7200Z
3 Min

S iebzig Jahre Nato - die vergangene Woche, in der das westliche Verteidigungsbündnis in Washington seinen 70. Geburtstag feierte und der Bundestag in Berlin darüber debattierte, waren auch für Karl A. Lamers besondere Tage. "Die Fragen von Frieden, Freiheit und Sicherheit haben mich schon seit meiner Schulzeit interessiert und geprägt", sagt der Heidelberger CDU-Bundestagsabgeordnete. In seinem Bundestagsbüro prangen eine schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne und die blaue Flagge der Nato. Lamers sitzt seit seinem Bundestagseinzug 1994 ununterbrochen im Verteidigungsausschuss, seit 1998 auch in der Parlamentarischen Versammlung der Nato. Er ist Vizeausschusschef im Bundestag, Vorsitzender der Gruppe der Konservativen, Christdemokraten und Assoziierten in der Nato-PV und Vizepräsident der Atlantic Treaty Association. "Das ist eine großartige Aufgabe, in der ich ganz aufgehe."

Dass die Nato jetzt auf sieben Jahrzehnte ihrer Existenz zurückblicken könne und nach dem Umbruch von 1989/91 eine gelungene "Häutung" vollziehen konnte, ist für Lamers eine "großartige Erfolgsgeschichte": "Das Verteidigungsbündnis hat nach dem Ende des Warschauer Pakts diejenigen Staaten aufgenommen, die sich auf dem Weg freier Selbstbestimmung für den Beitritt entschieden haben. Die Nato bietet auch ihnen eine starke Sicherheitsgarantie und die Möglichkeit, sich in Frieden und Freiheit entwickeln zu können. So, wie sie die Freiheit der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Beitritt 1955 garantiert hat." Lamers sagt, man müsse die Ängste der baltischen Staaten, Polens und anderer Länder im Osten verstehen, die sich vor dem aggressiven Gebaren Putin-Russlands fürchteten - angesichts der Moskauer Politik gegenüber der Ukraine, Georgien oder der Militärpräsenz in Transnistrien. "Wir signalisieren Putin, dass wir zusammenstehen und jeder Grenzübertritt in ein Nato-Land ein Angriff auf die ganze Nato ist." Zu den Gefahren heutzutage für die westliche Welt zählt Karl A. Lamers auch den Terror, hybride Angriffe oder Bedrohungen aus dem Weltall. "Die Nato hat einen 360-Grad-Blick."

Ganz unzufrieden ist der CDU-Abgeordnete über die Debatte um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato. 2014 sei auch von Deutschland zugesagt worden, bis 2024 zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts für Verteidigungsausgaben bereitzustellen. Zuletzt sei von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wenigstens 1,5 Prozent als Zwischenziel bis 2024 zugesagt worden. Nach den Planungen von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) steige der Anteil bis 2020 zwar auf 1,37 Prozent, um dann in den Folgejahren aber wieder abzusinken. "Hier geht es um die Glaubwürdigkeit Deutschlands im Bündnis", empört sich Lamers. "Ich werde mit anderen Fraktionsmitgliedern darum kämpfen, dass im Haushaltsbeschluss höhere Werte stehen."

Über die Zukunft der Nato kann nicht diskutiert werden ohne US-Präsident Donald Trump zu erwähnen. Seit Amtsbeginn kommen immer wieder irritierende Äußerungen von ihm über die Sinnhaftigkeit der westlichen Verteidigungsallianz. "Trump übt sein Amt auf sehr einzigartige Weise aus", sagt Lamers. "Ich verbinde mit einem US-Präsidenten, dass er der Würde seiner hohen Aufgabe gerecht wird und anderen Respekt entgegenbringt. Da ist noch viel Luft nach oben." Für Lamers war es jedenfalls ein starkes Signal, dass Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in der vergangenen Woche als erster Chef des Bündnisses zur Jubiläumsfeier vor dem US-Kongress in Washington sprechen durfte. Er sieht dies als unmissverständliches Bekenntnis der amerikanischen Parlamentarier zur Nato.

Wer über Karl Lamers spricht, muss auch über seinen Namensvetter sprechen, den langjährigen bekannten CDU-Außenexperten, der 2002 aus dem Bundestag ausschied. "Anfangs wurde ich häufig mit ihm verwechselt, das hat mir auch genutzt." Um sich abzuheben, betont er den zweiten Vornamen A. in seinem Namen Karl A. Lamers, den er aber nicht verraten will. Geboren wurde Lamers 1951 in Duisburg. Nach dem ersten juristischen Staatsexamen in Münster wechselte er nach Baden-Württemberg, wo er am Max-Planck-Institut in Heidelberg promovierte. Lamers gilt als sehr umtriebiger Abgeordneter, der kaum eine Vereinsfeier oder Veranstaltung vor Ort auslässt. Entspannung findet er, wenn er in seinem Haus in Heidelberg mit Blick auf den Neckar politische und historische Bücher liest.