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Ortstermin: FC Bundestag gegen die Russische Duma : Neue Pleite und weitere Gespräche

13.05.2019
2023-08-30T12:36:21.7200Z
2 Min

"Ein sehr rustikales Spiel", bilanzierte Oliver Luksic (FDP) vom FC Bundestag den Kick gegen die Parlamentarier der russischen Staatsduma. Es war das Rückspiel nach der 3:5-Klatsche im Juni 2018 in Moskau. Auch die Revanche ging verloren: 1:2 hieß es nach zwei mal 30 Minuten. Nach dem 1:0 kurz vor der Halbzeit durch Bundestags-Rekordtorjäger Luksic schlugen die Russen zurück. Bei kaltem Nieselwetter humpelten am vergangenen Montag einige deutsche Spieler im Stadion des SC Siemensstadt in Berlin angesichts des forschen Auftretens der Russen vom Feld. Abends ging es dann zur "dritten Halbzeit" zum Zollpackhof am Kanzleramt zum Abendessen und weiteren Kennenlernen.

Der FC Bundestag sieht sich als "erfolgreichste Fraktion". Die Fußballer, die bis zu 20 Spiele im Jahr bestreiten, sind interfraktionell besetzt und setzen auf Fairness und Kameradschaft. Für den verhinderten Kapitän Marcus Weinberg (CDU) kickte Mahmut Özdemir (SPD) als Spielführer gegen die Russen. Solche Matches wie gegen die Duma-Abgeordneten sind auch internationale Beziehungspflege. Bei einem Gegner wie den russischen Parlamentariern, von denen die meisten die Politik von Präsident Wladimir Putin unterstützen, ist es ein besonderer Kick. "Wir pflegen einen intensiven Meinungsaustausch mit der Fußballmannschaft der Duma", hatte Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD), Leiter der deutschen Delegation, bei einem Gespräch der Parlamentarier im Bundestag vor dem Spiel gesagt. "Wir diskutieren aber auch sehr kontrovers über die Probleme, die zwischen Deutschland und Russland existieren, und auch über die großen Chancen."

Die Probleme sprachen dann die deutschen Teilnehmer der Runde an. Ukraine-Konflikt, russische Cyberangriffe oder Putins Unterstützung des syrischen Präsidenten Assad im Bürgerkrieg. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) erinnerte an die standing ovations im Bundestag bei Putins Rede 2001. Heute lägen die Dinge anders. Die kritische Haltung östlicher Nachbarn wie Polen oder der baltischen Staaten zu Moskau machten es Berlin in seiner Russlandpolitik schwer. Humorvoll sprach Kubicki von einem Golfcup zwischen Bundestag und Duma, der das Eis neben dem Kicken schmelzen lassen solle. "Da haben wir auch die Chance zu gewinnen."

Alexander Schukow, erster stellvertretender Dumavorsitzender und im Präsidium der Regierungspartei "Einiges Russland", erinnerte an freundschaftliche Schachspiele zwischen deutschen und russischen Abgeordneten. Er kritisierte die "schädlichen Sanktionen" gegen Russland durch die EU wegen der Ukraine-Krise. Und er würde sich freuen, wenn nach der letzten Duma-Visite eines Parlamentschefs vor 16 Jahren "wieder einmal ein Bundestagspräsident Moskau besuchen würde".

Schukows Parteifreundin Olga Timofeeva, ebenfalls Duma-Vizechefin, erwähnte das Plebiszit 2014 der Krim-Bevölkerung für den Anschluss an Russland. Und erinnerte an ständige Worte ihres Großvaters, vier Jahre Soldat im Zweiten Weltkrieg, "der Krieg möge nie wiederkommen". Ein Gespräch der Vizepräsidenten Oppermann, Kubicki, Schukow und Timofeeva sowie eine Reichstagsführung und Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal in Treptow am zweiten Tag rundeten das Besuchsprogramm ab, bevor es für die russischen Gäste zurück nach Moskau ging. Oppermann sprach von einer "freundschaftlichen Atmosphäre". "Das hat uns aber nicht gehindert, Konflikte klar zu benennen. Die Niederlage auf dem Fußballplatz haben wir sportlich genommen." Hans Krump